DIW: In den ersten fünf Monaten nach Einführung der Geschlechterquote ist der Frauenanteil in Aufsichtsräten deutlich gestiegen (von 26,8 auf 30,2 Prozent) - In den Vorständen hingegen herrscht Stagnation Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 30 größten börsennotieren Unternehmen des Landes ist seit Einführung der Geschlechterquote um mehr als drei Prozentpunkte gestiegen. Anfang Juni lag er bei 30,2 Prozent. Das zeigt eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Demnach überschritten die DAX-30-Unternehmen insgesamt erstmals die 30-Prozent-Marke bei den Frauenanteilen in den Aufsichtsräten.
Einzeln betrachtet erfüllen bereits 18 der 30 Unternehmen die gesetzliche Quote, die für den Großteil dieser DAX-Unternehmen seit Januar 2016 gilt. »Dieser Anstieg ist ein vergleichsweise deutlicher Schritt in die richtige Richtung und könnte ein Anzeichen für die Wirkung der Quote sein«, sagt Elke Holst, DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies.
Zwölf der DAX-30-Unternehmen haben die 30-Prozent-Marke noch nicht erreicht, die meisten stehen aber kurz davor. So würden acht weitere Unternehmen sie bereits erreichen, wenn sie einen einzigen Mann durch eine Frau im Aufsichtsrat ersetzen würden. In sämtlichen DAX-30-Unternehmen sitzen jetzt mindestens zwei Frauen im Aufsichtsrat. Die höchsten Frauenanteile haben die Deutsche Börse AG mit 41,7 Prozent und mit jeweils 40 Prozent die Deutsche Telekom AG, die Deutsche Post AG und die Munich RE. Die geringsten Frauenanteile finden sich bei der Volkswagen AG mit 15 Prozent und HeidelbergCement AG mit knapp 16,7 Prozent. Insgesamt stellen die Arbeitnehmervertretungen nur noch knapp die Hälfte der Aufsichtsrätinnen: Von 145 Frauen in den DAX-30-Aufsichtsräten entsenden sie derzeit 72. Das entspricht einem Anteil von 49,7 Prozent. Anfang Januar 2016 waren es 70 von 128 und damit 55 Prozent gewesen. Die Kapitalseite hat damit gleichgezogen.
Keine Weiterentwicklung in Vorständen
Deutlich anders sieht es in den Vorständen aus, die nicht von der Quote betroffen sind. Hier stagniert der Frauenanteil bei unter einem Zehntel: Anfang Juni waren 9,4 Prozent der Posten in Vorständen und Geschäftsführungen mit Frauen besetzt, Anfang 2016 lag der Anteil bei 9,6 Prozent. Die Zahl der weiblichen Vorstände blieb mit 19 seit Jahresbeginn unverändert. »In den Vorständen verharrt der Frauenanteil auf unter einem Zehntel. »Um Frauen auch den Zugang in operative Spitzenpositionen zu ermöglichen, bedarf es deutlich größerer Anstrengungen«, so Holst.
VERWEISE
Ähnliche Themen in dieser Kategorie
Weniger als ein Drittel der Top-Jobs ist weiblich besetzt Trotz jahrzehntelanger Gleichstellungsbemühungen bleiben Spitzenpositionen in Deutschland fest in männlicher Hand. Nach aktuellen Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind weniger als 30 …
Anteil von Frauen in Führungspositionen stagniert Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Deutschland hat sich laut aktueller Erhebung des Statistischen Bundesamts (Destatis) kaum verändert. Im Jahr 2024 waren 29 Prozent aller Führungskräfte weiblich. Dieser Wert blieb …
Gleichstellung erreicht neue Meilensteine Die Bundesregierung hat einen weiteren Fortschrittsbericht zur Gleichstellung in Führungspositionen vorgelegt. Aus der neunten Jahresinformation geht hervor: Der Anteil von Frauen in Leitungsfunktionen steigt – in der …
Führungsrollen im Ehrenamt – Männer dominieren weiterhin Die Geschlechtergerechtigkeit im Ehrenamt bleibt eine Herausforderung, obwohl sich die Engagementquoten von Frauen und Männern angeglichen haben. Frauen engagieren sich vor allem im sozialen, kulturellen und …
