
Leistung zählt: Mehrheit der Erwerbstätigen fordert höhere Entlohnung bei höherem Einsatz
Knapp drei von vier erwerbstätigen Personen befürworten die Aussage, dass wer mehr leistet, auch mehr bekommen sollte. Laut einer aktuellen Befragung des Institut für Arbeitsmarkt‑ und Berufsforschung (IAB) sprechen sich rund 75 Prozent der Erwerbstätigen dafür aus.
Sozialsystem: Nutzen anerkannt, Kosten bemerkt
Die Studie zeigt zugleich: Etwa 70 Prozent der Befragten erkennen den hohen Nutzen sozialstaatlicher Leistungen an. Allerdings empfinden rund 64 Prozent diese Leistungen als zu große Belastung für Gesellschaft und Unternehmen. Eine knappe Mehrheit sieht sowohl Nutzen als auch Kosten im System.
Kritik von unten: »Sozialleistungen machen faul«
Die Aussage, dass staatliche Unterstützung Menschen dazu verleite, in eine »soziale Hängematte« zu gehen, wird von etwa der Hälfte der Befragten geteilt. Besonders stark vertreten ist diese Sichtweise bei Personen im unteren Viertel der Einkommensverteilung (64 Prozent).
Auch unter Erwerbstätigen mit ergänzenden Leistungen stimmt jede zweite Person zu.
Leistungsgerechtigkeit besonders wichtig bei niedrigerem Einkommen
Die Daten zeigen: Wer trotz Erwerbstätigkeit nur wenig verdient, erlebt das Spannungsfeld von Arbeit und Absicherung besonders deutlich. Für diese Gruppe ist der Wunsch nach Leistungsgerechtigkeit ausgeprägt.
Die IAB-Forscher ziehen den Schluss: Reformen, die sowohl den Sozialstaat sichern als auch Leistung belohnen, haben stärkere Zustimmung – insbesondere bei Menschen mit geringem Einkommen.
Methodik und Hintergrund
Die Ergebnisse basieren auf der Online-Personenbefragung »Arbeiten und Leben in Deutschland« (IAB-OPAL) des IAB. Befragt wurden über 5.000 erwerbstätige Personen (Voll- und Teilzeit) sowie Personen mit Leistungsbezug im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.
Resümee
Die Studie verdeutlicht: In der Erwerbstätigenbevölkerung herrscht große Zustimmung zur Verbindung von Leistung und Belohnung. Gleichzeitig bestehen erhebliche Sorgen über Kosten und Wirkung des Sozialstaats – insbesondere für geringer Verdienende.
In der Bildungs- und Arbeitswelt zeigt sich damit ein klarer Impuls: Wer Entlohnungsstrategien gestaltet, muss den Anspruch nach Gerechtigkeit mitdenken.
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