
Untersuchung regionaler Unterschiede beim Fachkräftemangel
Demografischer Wandel und Digitalisierung stellen den deutschen Arbeitsmarkt vor die Herausforderung Arbeitskräfte neu zu gewinnen und langfristig zu halten. Die Sorge vor einem flächendeckenden Fachkräftemangel nimmt in der gesellschaftlichen Debatte zunehmend an Fahrt auf.
Welche Berufsfelder und Regionen tatsächlich davon bedroht sind, analysiert das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der UDE anhand des verarbeitenden Gewerbes und Handwerks in und um NRW. Die Analyse zeigt: Ein genauer Blick lohnt sich – denn es leiden aktuell in erster Linie Handwerksberufe flächendeckend unter einem Engpass.
»Zahlreiche Studien widmen sich einem wachsenden Fachkräftemangel. Diese fokussieren sich jedoch stark auf einzelne Regionen oder berücksichtigen nur wenige Indikatoren, die für einen Engpass sprechen können. So ein Indikator könnte zum Beispiel die Besetzungsdauer offener Stellen sein. Wir hingegen versuchen erstmals regionale Tiefe und inhaltliche Detailliertheit miteinander zu kombinieren und auf diese Weise einen sehr differenzierten Überblick über die Situation einzelner Branchen in verschiedenen Arbeitsmarktregionen in NRW zu erlangen«, erklärt Dr. Andreas Jansen, Autor der Studie.
Basierend auf Daten und Statistiken der Bundesagentur für Arbeit, zeichnet die aktuelle Analyse des IAQ ein differenziertes Bild. Die Mehrheit der untersuchten Berufsfelder aus Metall- und Elektrogewerbe – wie beispielsweise der Energietechnik –, chemischer Industrie und dem Handwerk sind aktuell von keinem oder nur geringen Engpässen betroffen. Tatsächlich negativ fallen die Auswertungen in den Berufen der Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik und dem Handwerk der Zimmerei aus. Hier herrscht ein flächendeckender Fachkräftemangel, der keinen regionalen Unterschied erkennen lässt.
»Auch wenn die Studie die Sorge vor einem flächendeckenden Fachkräftemangel entzerrt, so herrscht je nach Branche und Ort natürlich bereits schon heute ein akuter Handlungsbedarf. Deutlich wird dies unter anderem in ländlich geprägten Regionen wie Ostwestfalen/Lippe. Ich plädiere dafür, nicht nur auf Zuwanderung zu hoffen, sondern auch stärker als bisher das inländische Bewerberpotenzial zu nutzen. Dafür werden sich Unternehmen und Regionen der Herausforderung stellen müssen, als Arbeitgeber- und -ort attraktiver für die Menschen zu werden. Ein gutes Arbeitsklima, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber zum Beispiel auch klare Positionierungen zu ökologischen Fragen – all das werden Kriterien für die kommenden Generationen sein, bei der Frage, wo sie sich niederlassen möchten. Wer das außer Acht lässt, läuft Gefahr tatsächlich vom Fachkräftemangel getroffen zu werden«, so Jansen abschließend.
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