Studie: Zu alt für eine Karriere?

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Alter wird als größter Faktor aufgefasst, der die Karriereentwicklung beeinflusst (19 %) und ist vor allem bei ab 55-Jährigen Arbeitnehmern ein länderübergreifendes Hindernis (46 %)   -   Überraschenderweise möchten sieben Prozent der europäischen Arbeitnehmer in ihrer Karriere keinen weiteren Fortschritt  

Europäische Angestellte empfinden, dass das Alter sie davon abhält, sich in ihrer Karriere weiterzuentwickeln

Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von nahezu 10.000 erwachsenen Arbeitnehmern in Europa. Alter wird demnach als größte Bedrohung für die Entwicklung der Karriere angesehen (19 %), gefolgt von Bevorzugung beziehungsweise dem Mangel an Möglichkeiten beim gegenwärtigen Arbeitgeber (je 7 %) sowie der Qualifikation oder den Bedürfnissen der Familie (je 5 %).

Das Alter wird besonders in den Niederlanden (24 %), der Schweiz (21 %) und im Vereinigten Königreich (20 %) als Karrierehindernis genannt. Länderübergreifend ist es bei den ab 55-jährigen (46 %) und bei den 46- bis 54-jährigen (27 %) Arbeitnehmern offensichtlich ein großes Problem. Dies überrascht nicht, da in Kürze, infolge der alternden Arbeitskräfte, zum ersten Mal in der Geschichte fünf Generationen von Arbeitnehmern Seite an Seite arbeiten werden. Voranschreitende Technologien und zunehmend deutlichere Altersunterschiede innerhalb der Belegschaften isolieren dabei eher die älteren Arbeiter, die sich von der jungen, technikaffinen Generation überholt fühlen.

Zu gestresst für die Weiterentwicklung?

Überraschenderweise verzichten sieben Prozent der europäischen Arbeiter in ihrer Karriere auf einen weiteren Fortschritt. Besonders Arbeitnehmer in UK und Deutschland (je 13 %) geben das an. Das könnte unter Umständen mit dem Stress zusammenhängen, den die Arbeitnehmer bei der Arbeit empfinden. Sie möchten zusätzliche Arbeitsstunden und mehr Anforderungen verhindern.

Die Untersuchung zeigt nämlich, dass sich alarmierende 17 Prozent der europäischen Arbeitnehmer mindestens täglich gestresst fühlen. Deutsche Angestellte sind dabei mit am wenigsten motiviert, die Karriereleiter hinaufzusteigen. Sie haben einen der höchsten Stresslevel, wobei 20 Prozent angeben, dass sie zu viel beziehungsweise mindestens täglich Stress ausgesetzt sind.

Was bedeutet das für HR?

Ein Drittel der Angestellten hat das Gefühl, dass ihr Unternehmen ihre Karriereentwicklung nicht genügend unterstützt. Die Zahl ist in Frankreich, Italien und Deutschland sogar höher. Es ist daher beeindruckend, dass gerade Frankreich und Deutschland zu den drei Top-Ländern gehören, in denen die anderen Europäer am ehesten arbeiten würden.

Die Hauptaufgabe der Personalabteilungen sehen die Befragten darin, Angestellte mit Weiterbildungsmaßnahmen zu versorgen (32 %), gefolgt von Karriereberatung und -entwicklung (23 %). Demnach sind alle Hindernisse für die Mitarbeiterkarrieren Angelegenheiten des Personalbereichs und sollten in der Strategie bedacht werden.

»Es kann entmutigend sein, wenn Angestellte das Gefühl haben, dass zwischen ihnen und ihren Karrierezielen Barrieren liegen, die sie nicht beeinflussen können. Um angemessen engagierte und sich verpflichtet fühlende Arbeitskräfte zu führen, müssen Arbeitgeber sicherstellen, dass alle Arbeitnehmer fair behandelt werden und die Anerkennung und Unterstützung erhalten, die ihnen zusteht. Gleichzeitig müssen Unternehmen jegliche altersbedingte Bedenken adressieren, um von dem Nutzen zu profitieren, den die unterschiedlichen Alters- und Erfahrungsschichten mit sich bringen«, meint Steven van Tuijl von ADP Deutschland.

Hintergrund
Die Studie »The Workforce View in Europe 2017« gibt Aufschluss über die Einstellung von Angestellten zur Zukunft der Arbeit. Die Untersuchung wurde im Auftrag von ADP im Juli 2016 vom unabhängigen Marktforschungsinstitut Opinion Matters durchgeführt. Der Teilnehmerkreis umfasst 9.920 volljährige Arbeitnehmer aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien, und der Schweiz.

 

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