Vom Sinn einer geschlechtsneutralen Erziehung und Bildung

Junge und Mädchen

Geschlechtervorurteile beeinflussen die Entwicklung von Kindern bereits frühzeitig negativ 

Viele Kinder in Deutschland, aber auch in anderen Ländern, wachsen unter dem Einfluss von Geschlechtervorurteilen auf. Diese lenken die Entwicklung von Fähigkeiten und Interessen hin zu geschlechterspezifischen Bereichen. Im jungen Alter angesetzte Maßnahmen zur Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter können Geschlechtervorurteile hingegen abschwächen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Metastudie der Niederlassung Dresden des ifo Instituts, die wissenschaftliche Publikationen aus verschiedenen Fachrichtungen kritisch betrachtet.

Gegendertes Spielzeug, geschlechterbetonte Sprache oder – vor allem bei Jungen – das Bestrafen von nicht-geschlechterkonformem Verhalten, sind einige Aspekte, die in wissenschaftlichen Studien analysiert werden. »Alle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder durch diese Aspekte bereits frühzeitig negativ in ihrer Fähigkeitsentwicklung beeinflusst werden. Sie schädigen auch die Selbst- und Fremdwahrnehmung von Kindern«, sagt die Autorin der Metastudie Katharina Heisig von der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts.

Viele der untersuchten Studien betrachten kurz- bis mittelfristige Effekte von Geschlechtervorurteilen. Aber auch langfristige negative Auswirkungen, insbesondere was die schulischen Fähigkeiten der Kinder angeht, sind belegt. Beobachtet wurden z. B. Gender-Gaps in Mathematik, Lesefähigkeiten und Naturwissenschaften. Auf blinder Benotung basierende Studien zeigen zudem, dass nicht nur die geschlechterspezifisch beeinflusste Ausbildung von Fähigkeiten zu Gender Gaps führen. Auch Lehrkräfte mit starken Geschlechtervorurteilen tragen dazu bei. Ist das Geschlecht des Kindes bekannt, bewerten Lehrkräfte Schularbeiten entweder schlechter oder besser, als es die blind benotete Schularbeit erlaubt.

Forschungsarbeiten, die Maßnahmen zur Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter im Kindesalter analysieren, sind hingegen noch rar. »Die bisherigen kurz- bis mittelfristig angelegten Studien deuten allerdings darauf hin, dass entsprechende Maßnahmen bereits erlernte Geschlechtervorurteile von Kindern abschwächen könnten«, ergänzt Heisig.

 

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