Ungerecht und lebensfern – Was junge Erwachsene vom deutschen Bildungssystem halten

Stifterverband SOS dkjs

Die junge Generation sieht Nachholbedarf bei der Chancengerechtigkeit

Ob OECD oder DIPF: Jedes Jahr bescheinigen nationale und internationale Studien Deutschland aufs Neue, dass es hierzulande an der Bildungsgerechtigkeit hapert. Doch welche Meinungen haben junge Menschen dazu? Zum ersten Tag der Bildung am 8. Dezember 2015 haben die drei Initiatoren, der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), eine repräsentative Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben, um zu erfahren, wie 14- bis 21-Jährige ihren Bildungsalltag bewerten.

Chancengerechtigkeit? Das Bildungssystem schafft soziale Unterschiede

Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland meint, dass hierzulande nicht alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf Bildung haben (55 Prozent). Je mehr persönliche Erfahrung die Befragten in Sachen Bildung mitbringen, desto weniger Chancengerechtigkeit sehen sie (19- bis 21-Jährige: 63 Prozent, 14- bis 16-Jährige: 45 Prozent). Dabei halten die meisten Befragten es für die wichtigste Aufgabe des deutschen Schulsystems, auch Schülern aus sozial benachteiligten Familien in Deutschland den Weg zu einem guten Abschluss zu eröffnen (50 Prozent). Dass Schüler mit Migrationshintergrund ebenfalls Bildungserfolg haben können, hat für fast ebenso viele Priorität (42 Prozent).

Vorbereitung auf den Alltag bekommt schlechte Noten

Auf ein eigenständiges Alltagsleben fühlen sich die meisten 14- bis 21-Jährigen durch die Schule nicht sonderlich gut vorbereitet. Insgesamt 81 Prozent geben dem System diesbezüglich schlechte Noten. Jüngere Befragte von 14 bis 16 Jahren und Schüler sagen indes häufiger als die anderen Befragten, dass sie sich durch die Schule gut oder sehr gut auf ein eigenständiges Alltagsleben vorbereitet fühlen. Dagegen glauben die Befragten zwischen 19 und 21 nicht, dass die Schule gut auf die Erfordernisse des täglichen Lebens vorbereitet. In dieser Altersgruppe sind viele bereits zu Hause ausgezogen – was sie in der Schule lernten, hilft ihnen im Alltag auf eigenen Füßen offenbar wenig.

Gute Vorbereitung auf den Beruf? Schüler zuversichtlich, Ältere skeptisch

Auch bei der Frage, ob die Schule gut auf das Berufsleben vorbereitet, zeigt sich: Wenn die Realität junge Erwachsene einholt, wandelt sich ihre Sicht. Wer bereits zwischen 19 und 21 Jahre alt oder im Studentenleben angekommen ist, sieht den Nutzen der schulischen Bildung für die spätere Berufslaufbahn kritischer als jüngere Menschen. 46 Prozent der Älteren bezweifeln, dass die Schulbildung eine gute Grundlage für die Karriere bietet – unter den 14- bis 16-Jährigen tun dies nur 26 Prozent. Insgesamt aber ist mit zwei Dritteln aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen (66 Prozent) die Mehrheit der Ansicht, die Schulzeit bereite gut oder sehr gut aufs Berufsleben vor. 32 Prozent widersprechen.

Digitalisierung soll stärker thematisiert werden

Selbstorganisation (97 Prozent), Teamfähigkeit (96 Prozent) und Kenntnisse der deutschen Sprache (96 Prozent) – das sind aus Sicht junger Menschen die wichtigsten Faktoren im Job. Auch digitales Wissen spielt heute eine große Rolle, daher halten 73 Prozent Kenntnisse im Bereich Computer und Software für wichtig oder sehr wichtig. Vom deutschen Schulsystem erwarten die Befragten, dass es Schüler auf die digitale Zukunft vorbereitet (67 Prozent). Zudem sollte die Gesamtqualifikation der Lehrer, so sagen 87 Prozent, verbessert werden.

Hintergrund
Der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam zu mehr Bildungschancen beizutragen und aktiv Verantwortung dafür zu übernehmen. Dazu initiieren sie unter anderem den Tag der Bildung, der zum ersten Mal am 8. Dezember 2015 in Berlin stattfinden wird. Anlässlich dieses Tages haben die Organisationen die Forsa-Studie in Auftrag gegeben, um hier die Perspektive der Jugendlichen abzufragen und in den Diskurs einzubringen.

 

 

 

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