Bundestagswahl 2017: Wahlprüfsteine der Volkshochschulen

Weiterbildung muss Wahlkampfthema werden. Unter dieses Motto stellt der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) seine Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl. Die Wahlen insbesondere in USA und Frankreich haben gezeigt, wie eine Mischung aus Wut und mangelnder Bildung den Populismus stärkt. »Wir erwarten, dass sich alle demokratischen Parteien in Deutschland entschieden für gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen«, sagt Ulrich Aengenvoort, Direktor des DVV. Eine kraftvolle Weiterbildungsoffensive sei ein entscheidender Beitrag.
Die Volkshochschulen und ihre Verbände erwarten, dass Bund, Länder und Kommunen die Weiterbildung endlich zur gemeinsamen Sache erklären. Es sei überfällig, dass ein kooperativer Föderalismus das unzeitgemäße Kooperationsverbot in Bildungsfragen ablöse. Damit Lernen nicht nach der Berufsausbildung endet und sich mehr Menschen bis ins hohe Alter weiterbilden, müsse der Bund finanzielle Anreize schaffen, beispielsweise durch Weiterbildungs-BAFöG oder bessere steuerliche Absetzbarkeit.
Auch sei ein entschlosseneres Vorgehen nötig, um die alarmierend hohe Zahl von 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland zu verringern. Dazu bedürfe es breit angelegter Förderprogramme mit angemessener finanzieller Ausstattung. »Deutschland braucht außerdem eine staatliche Stärkung des zweiten Bildungswegs«, betont Aengenvoort. Ohne Schulabschluss sei eine eigenständige finanzielle Existenzsicherung kaum möglich. Deshalb müsse jeder Erwachsene die Möglichkeit haben, Schulabschlüsse nachzuholen - unabhängig von Alter, Erwerbs- und Aufenthaltsstatus oder nationaler Herkunft.
»Weiterbildung trägt maßgeblich dazu bei, dass niemand ins gesellschaftliche Abseits gerät«, so der DVV-Direktor. Mit dem bundesweit flächendeckenden Netz an Einrichtungen gebe es in Deutschland eine hervorragende Infrastruktur, um Begegnung, Austausch und politische Teilhabe zu fördern. »Wir müssen Menschen befähigen, die Welt und ihre Veränderungen zu begreifen. Unverständnis, Rückzug und Radikalisierung dürfen nicht die Oberhand gewinnen«, so Aengenvoort abschließend.
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