Lohnungleichheit: Gibt es eine Trendwende?

IAB

Der vorliegende Aufsatz verwendet die aktualisierte Version der Integrierten Erwerbsbiografien, einer umfangreichen Mikrodatenquelle des IAB.

Für den Zeitraum 1992 bis 2014 untersucht die Studie die langfristigen Trends in der Lohnungleichheit für vollzeitbeschäftigte Personen, die der Sozialversicherungspflicht unterliegen. Der Ansatz differenziert nach Männern und Frauen sowie nach Ost- und Westdeutschland.

Der von anderen Studien bestätigte deutlichen Anstieg der Lohnungleichheit in Deutschland im Zeitraum von Mitte der 1990er Jahre bis zum Ende der Nullerjahre wird zunächst bestätigt. Der Anstieg ist nur zum Teil durch den wachsenden Unterschied zwischen den Qualifikationsgruppen zu erklären. Der überwiegende Anteil lässt sich weder durch Bewertungseffekte noch durch Kompositionseffekte erklären. Dies stützt neuere Forschungsergebnisse, die eine wachsende Segregation von Beschäftigten und Firmen als Erklärung heranziehen. Die sich auf Sozialdaten beziehenden bisherigen Studien haben nicht die Entwicklung nach dem Jahr 2010 in den Blick genommen.

In den aktualisierten Daten, die bis zum Jahr 2014 reichen, zeigt sich, dass der sich bis zu diesem Zeitpunkt abzeichnende deutliche Anstieg der Lohnungleichheit offenbar zu einem Stillstand gekommen ist. Dies gilt für Männer ebenso wie für Frauen und unabhängig vom betrachteten Landesteil. Für die Frauen lässt sich sogar ein Rückgang der Lohnungleichheit erkennen. Dies könnte für einen Trendbruch sprechen. Zurzeit ist allerdings noch unklar, welche Faktoren dahinter stehen könnten. In Frage kommen dabei die bis 2014 bereits wirksamen Branchenmindestlöhne, eine veränderte Tarifpolitik oder aber technologische oder strukturelle Faktoren, die Personen am unteren Rand der Lohnhierarchie begünstigt haben

 

 

 

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

12.11.2024

Geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede in Deutschland Im Jahr 2023 verdienten sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte Frauen in Deutschland im Median 3.564 Euro brutto im Monat, während ihre männlichen Kollegen auf 3.930 Euro …

27.09.2024

60 Prozent der Frauen verdienen weniger als Männer Im Jahr 2023 erzielten rund 4,3 Millionen sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte Frauen ein Brutto-Monatsentgelt, das unter dem Medianentgelt der Männer liegt. Das entspricht 60 Prozent …

17.07.2024

Steuer- und Transfersystem: Ursache für ungleiche Arbeitsteilung bei Eltern Bei der Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Eltern klaffen in Deutschland Idealvorstellungen und Realität weit auseinander. Eine gemeinsame Studie des …

04.05.2024

Persistente Lohnlücke trotz Fortschritten: Weiterhin Verdienstunterschied zwischen Ost und West Die Bundesregierung hat auf eine parlamentarische Anfrage hin Daten zum geschlechtsspezifischen Verdienstabstand in Deutschland für das Jahr 2023 …

.
Oft gelesen...