Mehr Anreize für Erwerbstätigkeit von Frauen könnten Rentenlücken in europäischen Ländern verkleinern

Geldbörse

Gender Pension Gaps (GPG) in Europa hängen eindeutiger mit Arbeitsmärkten als mit Rentensystemen zusammen 

Männer erhalten in fast allen untersuchten Ländern Europas höhere Renten als Frauen – auch wenn man die Gender Pension Gaps um Alter und Bildung bereinigt. Diese Rentenlücken variieren allerdings sehr stark: Während in Estland fast kein Gender Pension Gap zu erkennen ist, liegt er in Luxemburg mit knapp 74 Prozent am höchsten. Die Rentenlücke in Ostdeutschland ist nur knapp halb so groß wie die Lücke in Westdeutschland. In der Regel fallen die Lücken in den skandinavischen und osteuropäischen Ländern am geringsten aus.

Diese Befunde sind alarmierend, insbesondere vor dem Hintergrund des voranschreitenden demografischen Wandels. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat daher zu länderübergreifenden Mustern in den oft großen Gender Pension Gaps in Europa geforscht. Sind die Ausgestaltung der jeweiligen Rentensysteme oder Ungleichheiten auf den Arbeitsmärkten Hinweise auf Gründe für höhere oder niedrigere Gender Pension Gaps? Dazu haben die DIW-Forscherinnen Anna Hammerschmid und Carla Rowold sieben Indikatoren analysiert, die auf diese Frage Antworten liefern könnten: für die Arbeitsmärkte die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Erwerbstätigenquote und der Teilzeitquote sowie die Gender Pay Gaps. Darüber hinaus haben sie die allgemeine und die geschlechtsspezifische Umverteilung der jeweiligen Rentensysteme sowie die Verbreitung von Betriebsrenten und privater Altersvorsorge in den Ländern betrachtet.

Gender Pension Gaps hängen mit Ungleichheiten am Arbeitsmarkt zusammen

»Bei zwei Merkmalen ließ sich ein klares Muster zwischen den Ländern erkennen: Je höher die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Erwerbstätigenquote und in der Teilzeitquote um die Jahrtausendwende waren, desto größer waren im Durchschnitt auch später die Rentenlücken«, fasst Studienautorin Anna Hammerschmid zusammen.

Dagegen ließen sich keine länderübergreifenden Muster in Zusammenhang mit den Gender Pay Gaps ermitteln. So gibt es beispielsweise einige Länder, wo die Unterschiede bei den Renteneinkommen groß sind, die Lohnlücken dagegen sehr klein. Studienautorin Carla Rowold fügt hinzu: »Wir sind aber auch auf gegenteilige Fälle gestoßen. Beispielsweise ist in Estland die Rentenlücke zwar nahe null, die Lohnlücke mit 26 Prozent jedoch die höchste unter den betrachteten Ländern. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass in Estland beispielsweise Frauen stärker als Männer von der Umverteilung im Rentensystem profitieren«.

»Die Gestaltung der Rentensysteme hat dennoch schon rein mechanisch einen Einfluss auf die Rentenlücken in den einzelnen Ländern, auch wenn man kein eindeutiges Muster über die Länder hinweg erkennt« Anna Hammerschmid

Auch zwischen Rentenlücken und den Merkmalen der Rentensysteme lässt sich länderübergreifend kein Zusammenhang feststellen. »Die Gestaltung der Rentensysteme hat dennoch schon rein mechanisch einen Einfluss auf die Rentenlücken in den einzelnen Ländern, auch wenn man kein eindeutiges Muster über die Länder hinweg erkennt«, erklärt Studienautorin Anna Hammerschmid.

Politische Maßnahmen sollten Erwerbsbiografien von Frauen stärken

Entscheidend ist nun die Frage, welche Handlungsempfehlungen sich aus den Ergebnissen ziehen lassen. »Um die Rentenlücke langfristig zu verkleinern, sollten politische Maßnahmen vor allem darauf zielen, die Erwerbstätigkeit von Frauen – insbesondere in Vollzeit - zu stärken«, schließt Anna Hammerschmid aus den Ergebnissen. Verbessert werden müsste vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer. »Der Ausbau der Vätermonate beim Elterngeld könnte zu einer gleichmäßigeren Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit in den Familien beitragen und so auch die Rentenlücken langfristig reduzieren«, ergänzt Carla Rowold. Außerdem könnte auch eine Abschaffung des Ehegattensplittings für Frauen Anreize setzen, stärker erwerbstätig zu sein.

 

 

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