Frauen in Führungspositionen: Ihr Anteil wächst nur langsam

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Frauen finden in Jamaika-Sondierungen derzeit nicht statt - FidAR fordert mit der Berliner Erklärung 2017 klare Ansagen für mehr gleichberechtigte Teilhabe

Das Wachstum der Anzahl von Frauen in Aufsichtsräten deutscher Unternehmen hat sich deutlich abgeschwächt. Bei den 185 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie den im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen der Privatwirtschaft sind mittlerweile 27,6 Prozent Frauen in den Kontrollgremien präsent, dies entspricht einer Steigerung von nur 1,7 Prozentpunkten seit Anfang des Jahres (25,9 Prozent). Auf der Vorstandsebene kletterte der Frauenanteil um 0,4 Prozentpunkte minimal auf 7,2 Prozent. Dies zeigen die aktualisierten Zahlen des Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand 31.10.2017. Der WoB-Index misst seit 2010 regelmäßig den Fortschritt beim Frauenanteil in den Spitzenpositionen der Wirtschaft.

»Mit der Bundestagswahl ist die Gleichberechtigung von der Tagesordnung verschwunden. Bei den Sondierungen und Verhandlungen für die Jamaika-Koalition brauchen wir aber klare Aussagen dazu, wie der Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe künftig durchgesetzt werden soll«, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. »Mehr Frauen gibt es fast nur, wo dies seit Einführung der Frauenquote Pflicht ist. Bei den über 3.500 börsennotierten oder mitbestimmten Unternehmen, die nicht der Quote unterliegen, mangelt es dagegen weiterhin an strategischen Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten, Vorständen und den zwei obersten Managementebenen. Hier müssen CDU, CSU, FDP und Grüne für Fortschritte sorgen. Was nicht jetzt verhandelt und festgeschrieben wird, muss in den nächsten vier Jahren auch nicht umgesetzt werden. Gerade bei so vielen Koalitionären ist Klartext jetzt gefordert«.

Im WoB-Index 185 werden die im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie die im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen untersucht. Die Studie ermöglicht den direkten Vergleich der aktuell 105 Unternehmen, die unter die feste Quote fallen, mit den 80 DAX-Unternehmen, die lediglich Zielgrößen definieren und veröffentlichen müssen. Mit Stand 31.10.2017 liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 185 Unternehmen bei 27,6 Prozent (2015: 19,9 %). Die aktuell 105 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen erreichen bereits 30,4 Prozent (2015: 21,3 %), die 80 nicht der Quote unterliegenden DAX-Unternehmen nur 19,3 Prozent. Der Frauenanteil in den Vorständen der 185 Unternehmen beträgt 7,2 Prozent (2015: 5 %). Bei den 105 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen liegt der Wert mit 8,1 Prozent Frauen im Vorstand (2015: 4,9 %) nur unwesentlich höher, während bei den Nicht-Quoten-Unternehmen nur 5,6 Prozent erreicht werden.

»Die DAX-Konzerne sollten ein gutes Beispiel für alle anderen Unternehmen sein. Hier hat die Quote den Unterschied gemacht. Die wenig ambitionierte Entwicklung der Unternehmen, die lediglich der freiwilligen Selbstverpflichtung unterliegen, trübt den Erfolg. Flexibilität und Selbstregulierung funktionieren nur, wenn die damit verbundenen Ziele auch aktiv angegangen werden«, so Schulz-Strelow. »Damit der Frauenanteil in den Vorständen signifikant steigt, sollte der Geltungsradius der Quote über die bislang rund 100 Unternehmen auch auf die Aufsichtsräte der 3.500 Unternehmen ausgeweitet werden, die börsennotiert oder mitbestimmt sind. Für sie gelten derzeit nur die Zielgrößen für die Aufsichtsrats-, Vorstands- und Führungsebenen, die die Unternehmen selbst festlegen. Wo die freiwillige Verpflichtung nicht greift, sind sanktionsbewehrte Vorgaben unausweichlich. Eine verbindliche gesetzliche Regelung auf der Aufsichtsratsebene wäre ein wichtiges Signal, um auch bei diesen Unternehmen in den Vorstands- und Managementetagen echte Veränderungen zu erreichen«, betont Schulz-Strelow.

FidAR steht mit der Forderung nicht allein. Gemeinsam mit den 17 Frauenverbänden, die sich zur Berliner Erklärung 2017 zusammengeschlossen haben, setzt sich die Initiative für eine spürbare Erhöhung des Frauenanteils auf allen Führungsebenen und für eine faire Bezahlung von Frauen auf allen Unternehmensebenen sowie für transparentes Monitoring der entsprechenden Gesetze ein. Wir fordern die Parteien auf: »Vergessen Sie die Frauen nicht!«

 

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