Neue Forschungsgruppe zu Digitalisierung und Geschlechterungleichheit am LIfBi

Leibniz Institut für Bildungsverläufe 2

Zum Jahresbeginn nimmt am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) eine neue Nachwuchsforschungsgruppe die Arbeit auf.

Die unabhängige, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Emmy Noether-Nachwuchsgruppe »GenDiT – Gender in the Age of Digitization and Technological Change« setzt sich zum Ziel, die Verbindungen von Digitalisierung, technologischem Wandel und Geschlechterungleichheiten im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt zu analysieren. Geleitet wird die Gruppe von Dr. Malte Reichelt, der die Förderung eingeworben hat und zum Jahresbeginn von der New York University Abu Dhabi ans LIfBi wechselte.

Technologischer Wandel und Digitalisierung führen zu erheblichen Veränderungen in modernen Gesellschaften. Die immer weiter voranschreitende Nutzung von Computern oder die digitale Transformation der Industrie-Branche haben das Potenzial, seit langem bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt zu verringern. Die Bewegung in Richtung Geschlechtergerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt hat sich jedoch erheblich verlangsamt, und überraschenderweise scheint die Digitalisierung sogar zu mehr Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beizutragen.

Digitalisierung und soziale Ungleichheit im Fokus

Vor diesem Hintergrund analysiert die Forschungsgruppe GenDiT, wie und unter welchen Bedingungen sich die Digitalisierung auf die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auswirkt. Ziel ist es größere theoretische Zusammenhänge aufzudecken und zu verstehen, die zwischen strukturellen Veränderungen wie der Digitalisierung und sozialer Ungleichheit in Bildung, Studienwahl, Beschäftigung und Entlohnung bestehen. Dabei wird insbesondere die Rolle von Organisationen und Institutionen – beispielsweise Schulen oder Betriebe – untersucht.

»Ich komme aus einer Generation, die die rasante Verbreitung von Computern und Smartphones in ihrer Kindheit und Jugendzeit sowie den Beginn des digitalen Wandel in der Arbeitswelt hautnah miterlebt hat«, umreißt Reichelt seine Forschungsmotivation. »Mich fasziniert schon lange, wie die Potenziale der Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft gerechter gestaltet werden können. Das LIfBi bietet ein hervorragendes Umfeld, diese empirisch zu analysieren. Ich freue mich darauf gemeinsam mit meiner Forschungsgruppe unser Wissen über den Wandel in der Gesellschaft zu erweitern.«

Neueste und historische Daten liefern Informationen

Für ihre Analysen greifen die Forschenden auf längsschnittliche Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), administrative Daten aus den Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) sowie eigene experimentelle Datenerhebungen zurück. Mithilfe computergestützter Textanalyse von Stellenanzeigen aus Zeitungsarchiven zeichnen sie den digitalen Wandel im Berufsleben nach. In den kommenden sechs Jahren sind konkrete Forschungsprojekte in den Themengebieten »Digitalisierung und Geschlechterungleichheit im Bildungssystem«, »Geschlechterungleichheit beim Zugang zu digitalen Jobs« und »Geschlechterungleichheit und Machtverhältnisse in digitalen Organisationen« geplant.

Die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe wird für die Dauer von sechs Jahren mit 1,4 Millionen Euro von der DFG gefördert und ist am LIfBi in Bamberg angesiedelt. Kooperationen mit dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), der Otto-Friedrich-Universität Bamberg sowie der University of California Irvine, der University of Haifa, der Sciences Po in Paris und der New York University sind geplant.

Zur Person
Malte Reichelt war bis Ende 2022 Assistenzprofessor für Sozialforschung und öffentliche Politik an der New York University Abu Dhabi (NYUAD) und Global Network Assistant Professor an der New York University (NYU). Seit März 2013 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Deutschland tätig, seit Januar 2023 leitet er die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am LIfBi.


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