Umfrage: Schule motiviert nicht ausreichend zum Lernen

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Die Schulen schaffen es nicht ausreichend, Kinder und Jugendliche zum Lernen zu motivieren – und das, obwohl sie von ihnen als zentraler Ort für das Lernen wahrgenommen werden. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung hervor. In der Befragung, die vor den virusbedingten Schulschließungen stattfand, verbindet die weit überwiegende Mehrheit der 10- bis 16-Jährigen Lernen vor allem mit Schule. Dass sie auch in der Freizeit, z.B. im Sportverein oder in Makerspaces lernen, sehen viel weniger der Befragten. Nur ein Drittel lernt allerdings gern für die Schule.

Deutlich mehr Freude am Unterricht haben vor allem diejenigen, die über Lerninhalte mitentscheiden dürfen. Als wichtigste Lernunterstützer werden die Eltern genannt, nicht die Lehrkräfte. Die Eltern selbst schreiben der Schule vor allem die Vermittlung von Fachwissen zu. Fertigkeiten wie Urteilskraft oder Kreativität beizubringen, sehen sie kaum als Aufgabe der Schulen, sondern eher als die eigene oder die von außerschulischen Lernorten. Für die Erhebung befragten die Meinungsforscher Anfang 2020 gut 1.000 Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis zehn und rund 500 Eltern dieser Altersgruppe.

»Wir betrachten die Lernstudie als eine Art Nullmessung für das Lernverständnis der heutigen Schülergeneration im Alter zwischen 10 und 16«, sagt Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung. »Die Ergebnisse geben Aufschluss über Einstellung, Motivation und Erwartungen der jungen Menschen. Die Studie soll regelmäßig wiederholt werden. Interessant wird sein, in den nächsten Runden zu prüfen, ob das Lernen zu Hause und auch die Rolle der Eltern die Meinung der jungen Menschen verändern. Glasklar ist jedenfalls, dass die Schulen sich nicht damit zufriedengeben dürfen, dass nur ein Drittel der Kinder und Jugendlichen gern für die Schule lernt. Dafür ist dieser Ort zu wichtig und entscheidend für Bildungskarrieren«.

Die Erhebung zeigt: Schon geringe Mitsprachemöglichkeiten in der Schule wirken sich positiv auf Lernmotivation und Lernverhalten aus. »Solch ein Hebel muss im Sinne der Kinder und Jugendlichen genutzt werden«, so de Maizière. »Junge Menschen brauchen Erprobungsräume. Sie müssen Teilhabe erleben und mehr Verantwortung für ihr Lernen, ihr eigenes Leben übernehmen können«.

73 Prozent der Kinder und Jugendlichen nennen die Eltern als wichtigste Unterstützer beim Lernen oder bei den Hausaufgaben. Nur 21 Prozent nennen hier die Lehrer. Die befragten Eltern geben mehrheitlich an, auf die Erledigung der Hausaufgaben zu achten (68 Prozent) oder dabei zu helfen (65 Prozent). 59 Prozent der Eltern können ihre Kinder beim Lernen so fördern, wie sie es möchten. Dazu Thomas de Maizière: »Die meisten Mütter und Väter wollen ihre Kinder unterstützen und tun es auch nach ihren jeweiligen Möglichkeiten – aber die sind bekanntermaßen sehr unterschiedlich. Schule muss die verschiedenen Lernvoraussetzungen erkennen und Potenziale bestmöglich heben. Das klappt dann besonders gut, wenn Begeisterung und Freude am Lernen vermittelt werden. Schule sollte sich an Jugendhäusern, Bibliotheken oder Vereinen orientieren, denn dort lernen junge Menschen gern«.

Wenig überraschend bewerten 59 Prozent der 10- bis 16-Jährigen den Umgang mit Computer, Handy und Internet als etwas, das sie unbedingt lernen sollten. Für wichtiger halten sie nur Rechtschreibung und Grammatik. Wenn es aber um Fähigkeiten wie Medien- oder Quellenkompetenz geht, sieht das Bild anders aus. Nicht einmal jeder Vierte hält es für besonders wichtig, den Wahrheitsgehalt von Medieninformationen beurteilen zu können. Wenn es in der Schule um die MINT-Fächer geht, unterschätzen die befragten 10- bis 16-Jährigen offensichtlich deren Bedeutung für die digitale Welt: Weniger als die Hälfte (44 Prozent) bewertet Mathematik als »besonders wichtige« Kompetenz, nur ein Viertel findet die Naturwissenschaften und gar nur 10 Prozent Programmieren bedeutsam.

Quelle: nach einer DTS-PM

 

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