Pisa 2018: Zwar über dem OECD-Durchschnitt, aber der Trend weist wieder nach unten

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Laut der neuen Pisa-Studie liegt Deutschland in allen drei Bereichen leicht oberhalb des Durchschnitts aller Länder. Dies ist zwar besser als bei der ersten Studie im Jahr 2000, aber weniger als bei der vorletzten Studie im Jahr 2012. Ein Fünftel der 15-Jährigen kann nicht richtig lesen und schreiben.

»Deutschlands Bildungssystem ist den Herausforderungen der Zukunft kaum gewachsen,« stellt Dr. Dieter Dohmen, der Direktor des FiBS fest. »Wenn jeder fünfte Jugendliche kaum lesen, schreiben und rechnen kann, dann haben sie wenig Zukunftschancen. Für einen Ausbildungsplatz kommen sie nicht infrage, da sie den Anweisungen unter Umständen nicht folgen und Anleitungen nicht verstehen können. Diese Defizite kann kein Ausbildungsbetrieb kompensieren und schulähnliche Bildungsangebote kommen für diese Gruppe nicht wirklich infrage.«

Die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie haben sich bereits in den vergangenen Monaten und Jahren abgezeichnet. Bei vielen Bildungsstudien stieg der Anteil leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler. Die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie sind somit nur eine logische Folge. Dies gilt, auch vor dem Hintergrund, dass Deutschland insgesamt etwas besser abschneidet als vor 18 Jahren, bei der ersten Studie. Der Zusammenhang zwischen Bildungsleistungen und sozio-ökonomischer Herkunft ist weiterhin sehr hoch.

»Das Ergebnis ist mit Blick auf die anstehenden demografischen Entwicklungen alarmierend«, meint der Bildungsökonom. »Deutschland hat bereits einen beträchtlichen Fachkräftemangel und leistet sich den Luxus, ein Fünftel der jungen Menschen nicht mit einem Mindestmaß an Kompetenzen auszustatten. In Zukunft wird sich dieser Mangel weiter verstärken und die Politik schaut sehenden Auges zu«.

Investitionen in die Bildung dringend notwendig

Zusätzliche Investitionen in das Bildungssystem sind notwendig, die schwarze Null und die Schuldenbremse bedrohen die notwendige Erhöhung der Bildungsausgaben. »Wer heute nicht investiert, wird morgen darben«, ergänzt der FiBS-Direktor. »Das Umfeld ist ausgesprochen günstig, die Zinsen niedrig und jede Investition würde deutlich höhere Renditen abwerfen. Mehr Fachkräfte, weniger Arbeitslose, höhere Steuerzahlungen und Sozialversicherungsbeiträge – so einfach ist die Logik. Jeder Ökonom rät in einer solchen Situation zu Investitionen. Es wäre ein sinnvoller Beitrag zur Generationengerechtigkeit, wenn man aus den Bildungserträgen die Zinsen und Schulden tilgen könnte, statt weiterhin Sozialleistungen und Arbeitslosigkeit zu finanzieren.« Neben Geld sind auch weitere qualitätssteigernde Maßnahmen erforderlich: mehr und besser qualifizierte Lehrkräfte, mehr Fortbildung, bessere Infrastruktur usw. »Auch wenn es nicht von heute auf morgen zum Erfolg führt,« schließt Dohmen. »Das Warten auf morgen führt garantiert nicht zu besseren Schülerleistungen in naher Zukunft«.

Hintergrund

Das FiBS ist eine private, interdisziplinäre Forschungs- und Beratungseinrichtung sowie ein führender Think Tank zum Thema Bildungsfinanzierung in Deutschland und Europa.

 

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