Studie widerlegt Mythos über Privatschulen - sie sind nicht besser als öffentliche

Friedrich Ebert Stiftung

Neue Studie im Auftrag des Netzwerk Bildung der Friedrich-Ebert-Stiftung: Privatschulen in Deutschland – Trends und Leistungsvergleiche  

SchülerInnen an Privatschulen erzielen keine besseren Leistungen als solche an öffentlichen Schulen. Das zeigt die neue vom Netzwerk Bildung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebene Studie »Privatschulen in Deutschland – Trends und Leistungsvergleiche«. In der von Prof. i.R. Dr. Klaus Klemm, Dr. Lars Hoffmann, Prof. Dr. Kai Maaz und Prof. Dr. Petra Stanat erstellten Studie wurden die Leistungsdaten von SchülerInnen an bundesweit insgesamt 2.721 Schulen aus den IQB-Bildungstrends der Jahre 2015 und 2016 evaluiert.

Erstmals wurden die Ergebnisse in Hinblick auf Unterschiede zwischen privaten und öffentlichen Schulen ausgewertet. Die Studie ist zudem die erste, die in der Debatte um Leistungsunterschiede zwischen öffentlichen und privaten Schulen auch Primarschulen in den Blick nimmt.

»Insgesamt lässt sich resümieren, dass zumeist nur geringfügige Unterschiede zwischen den an privaten und öffentlichen Schulen im Mittel erreichten Kompetenzen festzustellen sind«, sagt Prof. Dr. Petra Stanat, Direktorin am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Die Studie vergleicht die Leistungen von SchülerInnen der vierten und der neunten Klasse in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik. Dabei wurde berücksichtigt, dass auch Faktoren wie die soziale Herkunft einen Einfluss auf schulische Leistungen haben. Unter Beachtung dieser Einflüsse konnten nur in den Kompetenzbereichen Zuhören (Deutsch) und Hörverstehen (Englisch) an Privatschulen bessere Leistungen nachgewiesen werden. Im Bereich Leseverstehen (Englisch) dagegen fielen die Leistungen an privaten Gymnasien schlechter aus als an öffentlichen.

Deutlich wurde, dass Privatschulen häufig die soziale und ethnische Trennung verstärken. An Privatschulen ist der Anteil an SchülerInnen geringer, deren Eltern niedrige Einkommen, keinen Hochschulabschluss oder einen Beruf mit geringerem sozialem Ansehen haben. Privatschulen werden seltener von SchülerInnen mit Migrationshintergrund besucht. Burkhard Jungkamp, Staatssekretär a.D. und Moderator des Netzwerk Bildung, sagt dazu: »Privatschulen scheinen manchen, die auf Abgrenzung und Statussicherung bedacht sind, eine Option zu bieten, ihre Intentionen im Bildungsbereich umzusetzen – mit möglicherweise problematischen Folgen für den Zusammenhalt der Gesellschaft«. Eine andere Situation stellt sich dar, wenn öffentliche Schulen in kleinen Ortschaften schließen und einzig private Schulen übrig bleiben oder auf Elterninitiative neu eröffnet werden. Dies wird besonders in den Flächenländern Ostdeutschlands beobachtet.

Die These, Privatschulen hätten in den letzten Jahren einen Boom erfahren, widerlegt die Studie. Der Anteil an SchülerInnen, der Privatschulen besucht, hat bundesweit von 1992 bis 2016 von 4,8% auf 9,0% zugenommen. »Der Zuwachs im Verlauf dieser Jahre ist jedoch in erster Linie auf Entwicklungen in den ostdeutschen Ländern zurückzuführen«, sagt Prof. i.R. Dr. Klaus Klemm von der Universität Duisburg-Essen. In Ländern der ehemaligen DDR gab es 1992 noch kaum Privatschulen, die starke Zunahme ist vor allem ein Aufholprozess.

  

 

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