Ungleiche Chancen: Freizeit und Bildung für Jugendliche mit Beeinträchtigung schwierig

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Inklusionsbarometer Jugend

Studie zur Generation Z: Jugendliche mit Beeinträchtigung am häufigsten von Diskriminierung betroffen

Das von der Aktion Mensch herausgegebene »Inklusionsbarometer Jugend 2024« beleuchtet die ungleichen Teilhabechancen junger Menschen in Deutschland mit besonderem Fokus auf die Gruppe der jungen Menschen mit Beeinträchtigungen.

Die Untersuchung zeigt, dass trotz der seit über 15 Jahren geltenden UN-Behindertenrechtskonvention junge Menschen mit Beeinträchtigungen nach wie vor gravierende Benachteiligungen erfahren.

Ziel der Studie war es, Unterschiede in den Lebensrealitäten und Teilhabemöglichkeiten von jungen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung sichtbar zu machen.

Methodisches Vorgehen und Studiendesign

Die Studie basiert auf einer Befragung von insgesamt 1.442 jungen Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren, davon 718 mit und 724 ohne Beeinträchtigung.

Die Datenerhebung erfolgte in Form von persönlichen Interviews. Um die Lebensrealitäten umfassend zu erfassen, wurden fünf zentrale Lebensbereiche untersucht:

  • Soziale Beziehungen
  • Alltagsleben
  • Selbstbestimmung
  • Individuelle Entfaltung
  • Nicht-Diskriminierung

Ein innovativer Aspekt der Studie war der partizipative Forschungsansatz: Ein Team aus 15 jungen Ko-Forscher*innen mit und ohne Beeinträchtigung wirkte aktiv an der Entwicklung der Studie mit. Dies ermöglichte einen besonders praxisnahen Einblick in die Lebenswelten der Betroffenen und sorgte für eine authentische Erhebung der Bedürfnisse und Herausforderungen.

Zentrale Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse des »Inklusionsbarometers Jugend« zeichnen ein ernüchterndes Bild: Jugendliche mit Beeinträchtigungen erleben in allen untersuchten Lebensbereichen deutliche Benachteiligungen gegenüber ihren Altersgenossen ohne Beeinträchtigungen.

1. Soziale Beziehungen

Soziale Beziehungen spielen im Leben junger Menschen eine zentrale Rolle, doch gerade hier klafft eine große Lücke zwischen den beiden Gruppen. Jugendliche mit Beeinträchtigungen haben größere Schwierigkeiten, neue Freundschaften zu schließen.

Fast doppelt so viele von ihnen geben an, sich häufig einsam zu fühlen (26 % im Vergleich zu 13 % der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung). Beziehungen zu Gleichaltrigen sind jedoch für die persönliche und soziale Entwicklung von großer Bedeutung, was diese Barriere besonders schwerwiegend macht.

2. Teilhabe am Alltagsleben

Die Teilhabe am Alltagsleben ist für viele junge Menschen mit Beeinträchtigungen stark eingeschränkt.

Barrieren in der Freizeitgestaltung sind ein häufiges Problem: Während Jugendliche ohne Beeinträchtigung viele Möglichkeiten haben, an Freizeitaktivitäten wie Sport oder gesellschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen, stößt ein erheblicher Teil der Jugendlichen mit Beeinträchtigung auf bauliche oder organisatorische Barrieren.

Etwa die Hälfte der Befragten mit Beeinträchtigung gibt an, regelmäßig auf solche Barrieren zu stoßen.

3. Selbstbestimmung

Die Studie zeigt deutliche Defizite in der Selbstbestimmung von Jugendlichen mit Beeinträchtigungen.

Während 90 % der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung angeben, über ihr Leben selbst bestimmen zu können, sind es bei den Jugendlichen mit Beeinträchtigung nur 78 %.

Die geringere Autonomie zeigt sich auch bei alltäglichen Entscheidungen wie der Wahl des Bildungs- oder Berufsweges, wo junge Menschen mit Beeinträchtigungen deutlich weniger Einfluss auf ihre Entscheidungen haben (39 % gegenüber 54 % bei der Wahl der Schulform und 48 % gegenüber 65 % bei der Wahl der Ausbildung oder des Studiums).

4. Diskriminierungserfahrungen

Ein besonders alarmierendes Ergebnis betrifft die Diskriminierungserfahrungen: 85 % der Jugendlichen mit Beeinträchtigungen geben an, bereits Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben. Im Vergleich dazu berichten 61 % der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung von solchen Erfahrungen.

Diskriminierung findet häufig aufgrund der Beeinträchtigung, des Aussehens oder des Verhaltens statt.

Ein weiteres Problem ist der Umgang mit diesen Diskriminierungserfahrungen: Nur knapp die Hälfte (44 %) der Jugendlichen mit Beeinträchtigung gibt an, mit solchen Erfahrungen gut umgehen zu können, bei den Jugendlichen ohne Beeinträchtigung sind es 76 %. Auch das Thema Cybermobbing betrifft Jugendliche mit Beeinträchtigung stärker (35 % gegenüber 22 %).

5. Zukunftsperspektiven und Sorgen

Die Studie zeigt, dass sich Jugendliche mit Beeinträchtigungen mehr Sorgen um ihre Zukunft machen. Insbesondere die Angst vor einer Verschlechterung der Gesundheit ist weit verbreitet. 41 % der Jugendlichen mit Beeinträchtigung geben an, sich Sorgen um ihre gesundheitliche Zukunft zu machen, aber nur 16 % der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung.

Diese Unsicherheit wirkt sich auch auf die allgemeine Lebenszufriedenheit aus: Nur 53 % der Jugendlichen mit Beeinträchtigungen sind mit ihrem Leben zufrieden, im Vergleich zu 78 % der Jugendlichen ohne Beeinträchtigungen.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Die Ergebnisse des »Inklusionsbarometers Jugend 2024« machen deutlich, dass die Teilhabechancen junger Menschen mit Beeinträchtigungen in Deutschland stark eingeschränkt sind.

Der Weg zu einer inklusiven Gesellschaft, in der alle jungen Menschen unabhängig von ihrer Beeinträchtigung gleiche Teilhabechancen haben, ist noch weit. Besonders gravierend sind die Unterschiede in den Bereichen soziale Beziehungen, Freizeit und Diskriminierungserfahrungen.

Um diesen Ungleichheiten entgegenzuwirken, formuliert die Studie eine Reihe von Handlungsempfehlungen:

  • Mehr Barrierefreiheit
    Freizeitangebote und öffentliche Räume müssen besser zugänglich gemacht werden, um allen Jugendlichen eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.
  • Inklusive Bildungsangebote
    Der Bildungsbereich muss weiter reformiert werden, damit Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam lernen können.
  • Stärkung der Selbstbestimmung
    Junge Menschen mit Beeinträchtigungen sollen in ihrer Autonomie und Entscheidungsfreiheit unterstützt werden, indem ihnen mehr Möglichkeiten gegeben werden, ihren Lebensweg aktiv mitzugestalten.
  • Bekämpfung von Diskriminierung
    Es müssen verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um Diskriminierung in allen Lebensbereichen zu bekämpfen und die Betroffenen besser zu unterstützen.
    Inklusion frühzeitig fördern: Inklusion soll von Anfang an in allen Lebensbereichen verankert werden - von der frühkindlichen Bildung bis zum Arbeitsmarkt.

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