SINUS-Studie 2024: »Wie ticken Jugendliche?«

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
 Studierende

Sorgen und Resilienz: Wie Teenager mit globalen Herausforderungen umgehen

Die Gruppe der 14- bis 17-Jährigen zeigt sich aufgrund einer Vielzahl von Krisen, darunter Kriege, Energieknappheit, Inflation und Klimawandel, besorgter denn je. Die Überlagerung dieser Probleme wirkt sich negativ auf das allgemeine Wohlbefinden aus.

Die bereits im Jahr 2020 als virulent beschriebenen Umwelt- und Klimasorgen haben weiter zugenommen. Des Weiteren führt die unsichere Migrationsdynamik zu Verunsicherung, die mit einer Zunahme von Rassismus und Diskriminierung einhergeht.

Der Übergang ins Berufs- und Erwachsenenleben wird von vielen Jugendlichen als angstbesetzt wahrgenommen, was auf unvorhersehbare gesellschaftliche Entwicklungen zurückzuführen ist.

Resilienz und Zufriedenheit im Alltag

Trotz der vielen Herausforderungen bleibt der typische Optimismus der jungen Generation erhalten. Viele Jugendliche entwickeln so genannte Coping-Strategien und zeigen sich resilient. Die meisten sind mit ihrem Alltag zufrieden, auch wenn nur wenige wirklich begeistert sind.

Ein Grund dafür ist, dass Jugendliche von klein auf mit Krisen konfrontiert sind und daher keine nostalgischen Gefühle für eine vermeintlich bessere Vergangenheit haben. Ihre Grundbedürfnisse sind gedeckt und sie fühlen sich sozial gut integriert. Dieser Realismus und diese Bodenständigkeit spiegeln sich auch in ihren Lebensentwürfen wider.

Sehnsucht nach Normalbiografie und familiärem Rückhalt

Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Sicherheit und familiärem Halt ist nach wie vor stark. Viele Jugendliche streben eine bürgerliche Normalbiografie an und legen Wert auf dauerhafte und bewahrende Werte.

Der früher die Jugend prägende Hedonismus verliert an Bedeutung, stattdessen rückt der Wunsch nach einem Platz in der Mitte der Gesellschaft in den Vordergrund. Viele träumen von einer glücklichen Partnerschaft, Kindern, einem eigenen Haus und einem sicheren Arbeitsplatz.

Zunehmende Akzeptanz von Vielfalt

Im Wertespektrum der Jugendlichen gewinnen neben Sicherheit und Geborgenheit auch soziale Werte wie Altruismus und Toleranz an Bedeutung. Die Akzeptanz pluraler Lebensformen und Rollenbilder nimmt zu und viele Jugendliche sind besonders sensibilisiert für Geschlechtergerechtigkeit. Diskriminierung, insbesondere in der Schule, ist ein weit verbreitetes Problem, das Jugendliche stark beschäftigt.

Politisches Interesse und Mediennutzung

Das politische Interesse der Jugendlichen hat im Vergleich zur letzten Studie 2020 nicht zugenommen. Obwohl sie sich der sozialen Ungleichheit bewusst sind, zeigen sie wenig Interesse an politischem Engagement. Gründe dafür sind das Gefühl der Einflusslosigkeit und geringe eigene Kompetenzen. Die Mehrheit der Jugendlichen befürwortet jedoch ein Wahlrecht ab 16 Jahren.

Sensibilisierung für Fake News und Social Media

Soziale Medien sind für Jugendliche die wichtigste Informationsquelle, auch für politische Nachrichten. Die Jugendlichen sind sich der Risiken von Fake News bewusst und versuchen, diese zu erkennen und zu ignorieren.

Viele Jugendliche sind jedoch besorgt über die Auswirkungen der Nutzung sozialer Medien auf ihr Wohlbefinden und versuchen, ihre Nutzung einzuschränken.

Sport als Stressbewältigung

Sport und Bewegung spielen im Leben junger Menschen eine wichtige Rolle. Sie helfen bei der Bewältigung von Alltagsstress und bieten die Möglichkeit zur sozialen Interaktion. Viele Jugendliche beklagen jedoch einen Mangel an öffentlichen Bewegungsräumen.

Studiendesign
Die vorliegende Studie basiert auf einer qualitativ-empirischen Untersuchung der soziokulturellen Verfassung der jungen Generation. Insgesamt wurden 72 qualitative Fallstudien mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren durchgeführt. Die Datenerhebung fand deutschlandweit von Juni bis September 2023 statt. Die Studie liefert umfassende Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen und zeigt, wie sie mit den Herausforderungen ihrer Zeit umgehen.


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