Teilzeitstudium in Deutschland: Eine Herausforderung trotz wachsender Angebote

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Teilzeitstudium in Deutschland 2024

Private Hochschulen dominieren Teilzeitangebote – Staatliche hinken hinterher

Während Teilzeitmodelle im Berufsleben längst etabliert sind, sieht es im Hochschulbereich anders aus. Die Zahl der Teilzeitstudierenden in Deutschland ist trotz eines erweiterten Studienangebots erneut gesunken. Rund die Hälfte der Teilzeitstudierenden verteilt sich auf nur drei Hochschulen.

Eine Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) beleuchtet diese Entwicklung und zeigt regionale Unterschiede auf.

Rückgang der Teilzeitstudierenden: 13.000 weniger in drei Jahren

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Wintersemester 2023/24 rund 217.000 Personen in Deutschland offiziell als Teilzeitstudierende immatrikuliert. Das sind 6.000 Studierende weniger als im Vorjahr.

Im Vergleich zum Höchststand im Wintersemester 2020/21 sind es sogar 13.000 Studierende weniger. Der Anteil der Teilzeitstudierenden an der Gesamtzahl liegt derzeit bei 7,6 Prozent.

Allerdings, so betonte Studienleiter Cort-Denis Hachmeister, sei der Anteil der »inoffiziellen« Teilzeitstudierenden deutlich höher. Rund ein Viertel der Studierenden benötige mindestens ein Jahr länger als in der Studienordnung vorgesehen. Diese Gruppe falle aber nicht unter die offizielle Definition von Teilzeitstudierenden.

Hohe Teilzeitquoten in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern

Die CHE-Analyse zeigt, dass Hamburg mit einer Teilzeitquote von 21,4 Prozent deutlich vor allen anderen Bundesländern liegt. Vor allem an den privaten Hochschulen der Stadt, etwa den Fernhochschulen, ist der Anteil der Teilzeitstudierenden mit über 25 Prozent sehr hoch.

Auch in Nordrhein-Westfalen (13,5 %) und Mecklenburg-Vorpommern (12,2 %) sind die Teilzeitquoten vergleichsweise hoch. Die niedrigste Quote weist dagegen das Saarland mit 0,8 Prozent auf, obwohl das Angebot an Teilzeitstudiengängen leicht zugenommen hat.

Teilzeitstudium dominiert an wenigen Hochschulen

Fast die Hälfte der Teilzeitstudierenden in Deutschland ist an nur drei Hochschulen eingeschrieben: der privaten FOM Hochschule für Oekonomie & Management, der staatlichen FernUniversität in Hagen und der privaten Hamburger Fern-Hochschule.

Dies unterstreicht die zentrale Rolle der privaten Hochschulen für das Teilzeitstudium. Staatliche Hochschulen bieten häufig nur eingeschränkte oder bürokratisch erschwerte Teilzeitmöglichkeiten an.

Kein Rechtsanspruch auf Teilzeit im Studium

Während es im Berufsleben einen Rechtsanspruch auf Teilzeit gebe, fehle dieser im Studium, erklärte Hachmeister. Vor allem an staatlichen Hochschulen müssten Studierende oft umständlich nachweisen, warum sie nicht in Vollzeit studieren können. Zudem gebe es oft kein echtes Teilzeitstudium, sondern nur die Möglichkeit, das Studium zu strecken.

Private Hochschulen böten zwar flexiblere Modelle an, diese seien aber häufig mit hohen Studiengebühren verbunden. Zudem seien viele Fächer, insbesondere in den klassischen Universitätsdisziplinen wie Jura oder Medizin, kaum in Teilzeit studierbar.

Teilzeitstudium und BAföG: eine schwierige Kombination

Eine weitere Hürde ist die Finanzierung des Studiums. Wer BAföG erhält, darf bislang offiziell nicht in Teilzeit studieren, um den Anspruch nicht zu verlieren. Diese Förderlücke erschwert es vielen Studierenden zusätzlich, ein Teilzeitstudium in Betracht zu ziehen.

Zusammenfassung

Während Teilzeitmodelle in anderen Lebensbereichen zunehmend akzeptiert werden, führt das Teilzeitstudium in Deutschland nach wie vor ein Nischendasein. Vor allem private Hochschulen bieten flexible Studienmodelle an, die allerdings oft teuer sind.

Staatliche Hochschulen haben dagegen bürokratische Hürden und bieten Teilzeitmöglichkeiten nur eingeschränkt an. Ein klarer Rechtsanspruch auf ein Teilzeitstudium und eine Reform des BAföG könnten die Situation langfristig verbessern.

Über die Studie
Die Publikation »CHECK – Teilzeitstudium in Deutschland 2024« umfasst die Teilzeit-Studienangebote der Hochschulen und die Zahl der offiziell in Teilzeit eingeschriebenen Studierenden. Grundlage für die Teilzeit-Angebots-Quote sind die Daten des Hochschulkompasses der Hochschulrektorenkonferenz von Mai 2024, die CHE Consult seit 2016 im Auftrag des gemeinnützigen CHE Centrum für Hochschulentwicklung auswertet Die Anteile der Teilzeitstudierenden beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2023/24.


Studienabbrüche im Lehramt – Ein Risiko für die Bildungspolitik
Kurzrezension eines Aufsatzes von Sebastian Franz im Blog »SCHULE Lernen | Bildung im 21. Jahrhundert« der Bertelsmann Stiftung. Sebastian Franz ist Bildungsforscher an der Universität Bamberg. Warum Lehramtsstudierende ihr Studium vorzeitig...
Rückgang bei Ingenieurstudierenden: Maschinenbau besonders betroffen
CHE warnt vor Fachkräftemangel: Maschinenbau verliert Studierende Die Zahl der Studierenden in den Ingenieurwissenschaften sinkt in Deutschland, besonders deutlich ist dieser Trend im Maschinenbau. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) warnt...
Hohe Abbruchquote bei Studienanfänger*innen: Ursachen und Lösungsansätze
CHE-Studie: Intensive Betreuung und Vorbereitung sollen Studienabbrüche reduzieren In Deutschland bricht mehr als ein Viertel aller Studienanfänger*innen das Studium ab, bevor sie einen Abschluss erreicht haben. Diese hohe Abbruchquote ist seit...

  • Empfehlung(en) zum Artikel:
    Teilzeit-Studium in Deutschland 2023
    Jede*r fünfte Studierende an Hamburger Hochschulen absolviert das Studium in Teilzeit Nach Höchstwerten in den vergangenen Jahren gibt es wieder einen leichten Rückgang bei den Teilzeitstudieren...
    Teilzeitstudium in Deutschland 2022
    Teilzeitstudium auf Rekordhoch: Hamburg und NRW mit den höchsten Anteilen Die Zahl der Teilzeitstudierenden in Deutschland ist mit rund 231.000 auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Die höchsten...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

.