Hohe Abbruchquote bei Studienanfänger*innen: Ursachen und Lösungsansätze

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Studentin liest in Wörterbuch

CHE-Studie: Intensive Betreuung und Vorbereitung sollen Studienabbrüche reduzieren

In Deutschland bricht mehr als ein Viertel aller Studienanfänger*innen das Studium ab, bevor sie einen Abschluss erreicht haben. Diese hohe Abbruchquote ist seit Jahren ein zentrales Problem im Hochschulbereich.

Ein besseres »Matching« zwischen Studierenden und Studiengang sowie intensivere Betreuungsangebote in den ersten Semestern könnten nach Ansicht von Expert*innen entscheidend dazu beitragen, diese Zahlen zu senken.

Der im September veröffentlichte CHE-Bericht »Hochschulzugang und Studieneingang in Deutschland 2024« gibt einen umfassenden Überblick über Hochschulzugang, Zulassungsverfahren und Unterstützungsangebote in der Studieneingangsphase in Deutschland.

Der Text gliedert sich in verschiedene Kapitel, die detailliert die Hochschullandschaft, die Zugangsvoraussetzungen, die Auswahlverfahren und die Hilfestellungen für Studienanfänger*innen beleuchten.

Hochschulen und Studienangebot

Im Jahr 2024 wird es in Deutschland insgesamt 427 Hochschulen mit über 22.000 Studienangeboten geben. Etwas mehr als die Hälfte davon sind grundständige Studiengänge wie Bachelorstudiengänge, die zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss führen.

Studierende haben also eine große Auswahl, wobei die zunehmende Fächervielfalt die Wahl des passenden Studiengangs zusätzlich erleichtert.

Studienanfänger*innen

Im Wintersemester 2023/2024 haben 404.800 Studienanfänger*innen ein Studium aufgenommen. Zu den beliebtesten Fächern zählen Betriebswirtschaftslehre, Informatik, Rechtswissenschaften, Psychologie und Maschinenbau.

Die Zahl der Studienanfänger*innen in Deutschland ist über Jahrzehnte kontinuierlich gestiegen und erreichte im Wintersemester 2011/2012 mit 445.000 ihren Höchststand. Seit dem Wintersemester 2019/2020 ist jedoch ein Rückgang zu verzeichnen, der unter anderem auf den Geburtenrückgang der Jahre 1990 bis 2011 zurückgeführt wird.

In den letzten Jahren hat sich die Entwicklung stabilisiert, was auch auf den steigenden Anteil ausländischer Studierender zurückzuführen ist.

Zulassungsverfahren

Das Zulassungsverfahren für einen Studienplatz unterscheidet sich je nach Studiengang. In Deutschland gab es im Jahr 2019 rund 19.839 Studiengänge mit unterschiedlichen Zulassungsvoraussetzungen. Diese umfassen unter anderem Orientierungsveranstaltungen, Einstufungstests, Praktika oder Berufserfahrung, insbesondere bei weiterbildenden Studiengängen.

Für einige Studiengänge gibt es auch Zulassungsbeschränkungen wie den Numerus clausus (NC), der vor allem in stark nachgefragten Fächern wie Medizin, Zahnmedizin oder Pharmazie zur Anwendung kommt. Hier wird nur eine begrenzte Anzahl von Studierenden zugelassen und die Stiftung für Hochschulzulassung koordiniert das Bewerbungsverfahren.

Studieninteressierte ohne Abitur

Auch Studieninteressierte ohne Abitur können unter bestimmten Voraussetzungen ein Studium in Deutschland aufnehmen. Mehr als 70.000 Menschen machen von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung berechtigen häufig zum so genannten fachgebundenen Hochschulzugang. Dieser eröffnet den Zugang zu Studiengängen, die in direktem Zusammenhang mit der ausgeübten Tätigkeit stehen, wie zum Beispiel Wirtschaftswissenschaften für kaufmännische Berufe. Auch Personen mit einer Meisterprüfung oder einer gleichwertigen Qualifikation steht das gesamte Studienangebot offen.

Zulassungsbeschränkungen

Im Wintersemester 2024/2025 sind 34,1 % der Bachelorstudiengänge in Deutschland zulassungsbeschränkt, das sind 3,6 % weniger als im Vorjahr.

Der Numerus clausus greift, wenn die Nachfrage nach Studienplätzen die Kapazität übersteigt. Neben dem NC gibt es Eignungsfeststellungsverfahren, insbesondere in künstlerischen Fächern wie Musik oder Sport.

Bei bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengängen wie Medizin spielt die Abiturnote eine zentrale Rolle, wird aber durch Auswahlkriterien wie fachspezifische Tests oder Berufserfahrung ergänzt.

Eignungstests und Self-Assessments

Eignungstests und Self-Assessments dienen der Überprüfung der Studierfähigkeit. Eignungstests werden vor allem in künstlerischen Fächern und in der Medizin eingesetzt. Der bekannteste Test ist der Test für medizinische Studiengänge (TMS).

Eine Möglichkeit der Selbsteinschätzung bieten Self-Assessments, die von den Studieninteressierten selbst durchgeführt werden. Etwa die Hälfte der Fachbereiche setzt solche Self-Assessments ein, um die Studienwahl zu erleichtern.

Unterstützungsangebote in der Studieneingangsphase

Die Hochschulen bieten eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten an, um den Studieneinstieg zu erleichtern. Vor allem in den MINT-Fächern sind Vorkurse und Brückenkurse weit verbreitet, um die notwendigen schulischen Vorkenntnisse aufzufrischen.

Darüber hinaus stehen den Erstsemestern Tutorien, Mentor*innenprogramme und virtuelle Lernplattformen zur Verfügung. Einige Hochschulen bieten auch Frühwarnsysteme an, um Wissenslücken rechtzeitig zu erkennen und Studienabbrüche zu vermeiden.

Zusammenfassung

Der Bericht zeigt, dass der Hochschulzugang in Deutschland durch eine Vielzahl von Maßnahmen und Regelungen geprägt ist, die den Zugang und den Studienbeginn erleichtern sollen.

Trotz rückläufiger Studienanfängerzahlen bieten die Hochschulen ein breites Studienangebot und vielfältige Unterstützungsmaßnahmen an, um den Übergang von der Schule zur Hochschule erfolgreich zu gestalten.

Gleichzeitig ermöglichen flexible Zulassungsverfahren wie der Hochschulzugang ohne Abitur einer breiten Zielgruppe den Zugang zu akademischer Bildung.


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