CHECK Studienfinanzierung: Große Länderunterschiede beim BAföG

 BAFöG

Erste Schritte bei der Reform des BAföGs hat die Ampel-Koalition bereits unternommen, weitere sollen folgen

Der Anteil der BAföG-Empfänger*innen unter den Studierenden ist nun erstmals seit zehn Jahren wieder leicht gestiegen – was aber wesentlich an einer Corona-bedingten Verlängerung der Regelstudienzeit durch die Länder liegen dürfte. Als Instrument der Studienfinanzierung spielt das BAföG weiter eine untergeordnete Rolle, wie eine aktuelle CHE Auswertung zur Studienfinanzierung zeigt. Im Saarland, Hamburg, Thüringen und Baden-Württemberg nahm 2021 nicht einmal jede*r zehnte Studierende eine BAföG-Förderung in Anspruch.

Im vergangenen Jahr erhielten im Monatsdurchschnitt rund 333.000 Studierende in Deutschland BAföG. Dies entspricht einem Anteil von rund 11 Prozent. Erstmals seit zehn Jahren lag die BAföG-Quote wieder leicht über dem Anteil des Vorjahres.

Bei den Finanzierungsquellen liegt das BAföG somit zwar weiter deutlich vor anderen Optionen wie Studienkrediten (3 Prozent), Deutschlandstipendium oder Stipendien der Begabtenförderwerke (jeweils 1 Prozent). Jedoch greifen Studierende in den letzten Jahren hauptsächlich auf Unterstützung der Eltern, Nebenjobs oder eigene Ersparnisse zurück, um die Studienkosten zu stemmen.

Auf Länderebene zeigt sich beim Stellenwert des BAföG ein heterogenes Bild. Höchstwerte gab es in Sachsen, wo im vergangenen Jahr 18 Prozent der Studierenden im Monatsdurchschnitt eine BAföG-Förderung erhielten. Ähnlich hohe Werte erreichten Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit Anteilen von 17,3 bzw. 16,7 Prozent. Den geringsten Anteil verzeichnete 2021 das Saarland, hier erhielt nur etwa jede*r zwölfte Studierende eine BAföG-Förderung.

»Angesichts der finanziellen Herausforderungen, denen Studierende in diesen unruhigen und unsicheren Zeiten ausgesetzt sind, können wir uns in Deutschland eine BAföG-Dauerbaustelle nicht länger leisten«, urteilt Ulrich Müller. »Die dramatisch geringe Förderquote zeigt: Das BAföG hat in seiner jetzigen Form sowohl ein Ausgestaltungs- als auch ein Akzeptanzproblem. Wenn ein Tool, das Hilfe und Sicherheit bieten soll, selbst in Schwierigkeiten steckt, hat das gravierende Folgen«, so der Experte für Studienfinanzierung beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Dass die finanzielle Situation der Studierenden Anlass zur Besorgnis gebe, habe das Statistische Bundesamt jüngst wieder festgestellt. Laut aktueller Berechnungen liege die relative Armutsgefährdung bei Studierenden in Deutschland mehr als doppelt so hoch wie bei der Bevölkerung insgesamt.

Die amtierende Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, mit »einem grundlegend reformierten BAföG […] den Grundstein für ein Jahrzehnt der Bildungschancen« zu legen. Dieser Anspruch wurde bislang aber nur zu einem kleinen Teil eingelöst. Aus Sicht des CHE muss über die erfolgte Anpassung von BAföG-Fördersätzen und Bemessungsgrenzen hinaus die staatliche Studienförderung insgesamt neu konzipiert werden.

Das CHE spricht sich dafür aus, im Zuge der BAföG-Reform ein zukunftsfähiges System staatlicher Studienfinanzierung zu entwerfen, das neben dem BAföG mindestens den KfW-Studienkredit, den Bildungskredit und die Überbrückungshilfe zu einem umfassenden und in sich flexiblen System der Studienfinanzierung bündelt. Nur ein solches verständliches wie verlässliches Modell der Studienfinanzierung könne dauerhaft Menschen Chancen eröffnen und Bildungsentscheidungen unabhängiger von den Vorstellungen und Möglichkeiten der Eltern werden lassen und so eine chancengerechte Beteiligung an hochschulischer Bildung gewährleisten.

Über die Publikation
Das CHE Format CHECK bietet einen schnellen – überwiegend visuellen – Überblick zu unterschiedlichen Themen. Für eine Darstellung der Fördermittel und deren Bedeutung für die Studienfinanzierung in Deutschland zum Wintersemester 2022/23 hat das CHE aktuelle Daten aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. Autoren der Publikation »CHECK – Studienfinanzierung in Deutschland 2022« sind Ulrich Müller und Jan Thiemann.


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