Langzeitarbeitslose aus Sicht von Personalern: Geringere Motivation gilt als Hauptproblem

Personalführung/Personalwesen
IZA3

Personalentscheider werten eine in der Bewerbung angegebene längere Arbeitslosigkeit als »Signal für geringere Motivation«. Das ist der zentrale Befund einer Studie, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) im Juli veröffentlicht hat. Ein belgisches Forscherteam hatte 219 Personaler jeweils fünf fiktive Bewerbungen beurteilen lassen, die sich unter anderem in der Dauer der vorangegangenen Arbeitslosigkeit unterschieden. Neben den potenziellen Jobchancen der Bewerbenden wurden auch deren persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten eingeschätzt.

Mit zunehmender Arbeitslosigkeitsdauer sinken in der Regel die Erfolgsaussichten bei der Stellensuche. Zu den Gründen zählen einerseits unzureichende oder entwertete Qualifikationen. Andererseits scheitern auch qualifizierte Bewerbende häufig an der ersten Hürde, überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Nach der Analyse der Forscher ist die mutmaßlich geringere Motivation von Langzeitarbeitslosen hier das ausschlaggebende Kriterium. In dem Experiment wurden den fiktiven Langzeitarbeitslosen außerdem geringere kognitive und soziale Kompetenzen sowie Probleme im Umgang mit neuen Technologien und eine geringere Lernfähigkeit zugeschrieben.

Hinzu kommt, dass sich Personaler am Urteil ihrer Kollegen orientieren. »Längere Arbeitslosigkeit deutet darauf hin, dass auch andere Arbeitgeber den Bewerber bereits aufgrund mangelnder Eignung abgelehnt haben, was Personalentscheider tendenziell dazu veranlasst, dieser Einschätzung zu folgen und im Sinne eines effizienten Auswahlverfahrens von einer Einladung abzusehen«, erklärt Stijn Baert, IZA-Fellow und Professor für Arbeitsmarktökonomik an der Universität Gent.

Die Forscher leiten aus ihren Erkenntnissen die Empfehlung ab, dass Langzeitarbeitslose bei der Bewerbung ihre persönliche Motivation für die ausgeschriebene Stelle in den Vordergrund stellen und möglichst konkret darlegen sollten. Denn der Hinweis auf allgemeine Leistungsbereitschaft oder soziale Kompetenzen - beispielsweise durch ehrenamtliches Engagement - konnte laut Studie die negativen Auswirkungen einer längeren Arbeitslosigkeitsdauer nicht aufwiegen.

 

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