Umfrage: Junge Arbeitnehmer*innen wünschen sich Wertschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten

Junge Arbeitnehmer*innen zwischen Geldsorgen und Sinnsuche
Junge Berufstätige in Deutschland stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie kämpfen mit zunehmenden finanziellen Belastungen und suchen gleichzeitig nach Sinn und Wertschätzung im Berufsleben.
Das zeigt die aktuelle Global Gen Z and Millennial Survey von Deloitte, für die weltweit über 23.500 Menschen aus der Generation Z und den Millennials befragt wurden, darunter mehr als 800 aus Deutschland.
Steigende Kosten und finanzielle Unsicherheit
Die größte Sorge der jungen Generation bleibt der finanzielle Druck. In Deutschland wie weltweit berichten 37 Prozent der Gen Z und 35 Prozent der Millennials, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre monatlichen Ausgaben zu decken. Fast die Hälfte lebt von Gehaltszahlung zu Gehaltszahlung. Besonders besorgniserregend: Mehr als die Hälfte der deutschen Befragten befürchtet, später nicht ausreichend für den Ruhestand vorsorgen zu können.
Diese Unsicherheit führt zu mentalen Belastungen, die durch lange Arbeitszeiten und mangelnde Wertschätzung verstärkt werden. Nur 48 Prozent der deutschen Millennials sind überzeugt, dass ihr Arbeitgeber ihre mentale Gesundheit ernst nimmt – international liegt dieser Wert bei 62 Prozent.
Werte und Sinn als Entscheidungskriterien
Für die Jobzufriedenheit sind Sinnhaftigkeit und Werte zentrale Faktoren. 89 Prozent der Millennials und 86 Prozent der Gen Z in Deutschland nennen Sinnstiftung als wichtig für ihre Zufriedenheit im Beruf.
Fast jede*r zweite Gen Z in Deutschland hat bereits ein Jobangebot abgelehnt, weil das Unternehmen nicht zu den eigenen ethischen Vorstellungen passte – ein Wert, der über dem globalen Durchschnitt liegt. Auch Umweltaspekte spielen eine wachsende Rolle, wenngleich deutsche Befragte Unternehmen in Sachen Umweltschutz weniger stark in die Pflicht nehmen als der internationale Durchschnitt.
Entwicklung statt klassischer Karriere
Führungspositionen stehen bei jungen Arbeitnehmer*innen nicht mehr im Fokus. Weltweit streben nur sechs Prozent der Gen Z eine solche Rolle an, in Deutschland sind es immerhin zehn Prozent.
Im Vordergrund steht der Wunsch nach kontinuierlicher Weiterentwicklung: 69 Prozent der Gen Z und 54 Prozent der Millennials geben an, mindestens einmal pro Woche gezielt an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Allerdings klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Realität: Zwar wünschen sich knapp 80 Prozent der Befragten hierzulande gezielte Lernangebote – Gen Zs bevorzugen interne Weiterbildungen, Millennials monetäre Unterstützung für externe Trainings –, doch viele nehmen ihre Führungskräfte als wenig unterstützend wahr. Besonders beim Thema Motivation sehen die Befragten Nachholbedarf.
GenAI als Chance und Herausforderung
Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt spürbar. Drei Viertel der Befragten erwarten, dass GenAI ihre Arbeit innerhalb eines Jahres beeinflussen wird.
In Deutschland haben bereits 50 Prozent der Gen Z eine GenAI-Schulung absolviert oder planen dies, bei den Millennials sind es 39 Prozent. Über die Hälfte der Gen Z und 43 Prozent der Millennials setzen entsprechende Tools bereits im Job ein. Die Mehrheit ist überzeugt, dass GenAI die eigene Arbeitsleistung verbessert hat.
Was Unternehmen jetzt tun müssen
Junge Arbeitnehmer*innen fordern mehr als einen sicheren Arbeitsplatz: Sie erwarten Sinn, Entwicklungsmöglichkeiten und echte Wertschätzung. Unternehmen sollten deshalb in faire Vergütung, transparente Altersvorsorge und finanzielle Bildung investieren.
Lernangebote müssen flexibel und individuell zugeschnitten sein. Führung sollte neu gedacht werden – etwa durch Modelle wie Tandem-Leadership oder rollenbasierte Teams.
Auch eine klare Haltung zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung wird immer wichtiger. Quintessenz der Untersuchung: Nur Unternehmen mit echtem Engagement in Kultur, Verantwortung und Weiterbildung werden wohl zukunftsfähig bleiben.
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