Fachkräftemangel in Deutschland: Deutliche Entspannung, aber weiterhin große Herausforderungen

Anteil betroffener Unternehmen sinkt spürbar
Der Fachkräftemangel in deutschen Unternehmen hat sich zu Beginn des zweiten Quartals 2025 merklich abgeschwächt. Nach aktuellen Zahlen von KfW Research berichten noch 27,2 Prozent der Unternehmen von Einschränkungen durch fehlendes Personal.
Im Vergleich dazu lag der Anteil im vierten Quartal 2024 bei knapp 32 Prozent, im Sommer 2022 sogar bei fast 50 Prozent. Trotz dieses Rückgangs bleibt das Problem auf einem historisch hohen Niveau.
Schwache Konjunktur als Hauptursache
Als Hauptgrund für die Entspannung nennt KfW Research die schwache Konjunktur in Deutschland. Diese habe vor allem in der Industrie zu sinkenden Aufträgen, Absatzrückgängen und in der Folge zu Entlassungen oder Einstellungsstopps geführt.
Zusätzlich sorge die große Unsicherheit über die zukünftige Politik der US-Regierung für Zurückhaltung bei den Unternehmen.
Dienstleistungssektor weiterhin besonders betroffen
Besonders ausgeprägt bleibt der Fachkräftemangel im Dienstleistungssektor. Hier klagen aktuell 32,9 Prozent der Unternehmen über fehlendes Personal – im vierten Quartal 2024 waren es noch 39,1 Prozent.
Besonders betroffen sind Rechtsanwälte und Steuerberater: 64,6 Prozent von ihnen berichten über Fachkräfteengpässe. Auch im Straßen- und Schienenverkehr meldet mehr als jedes vierte Unternehmen Personalprobleme.
Industrie: Entspannung, aber weiterhin überdurchschnittliche Belastung
Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Anteil der betroffenen Unternehmen deutlich gesunken: Nur noch 17,9 Prozent berichten von Fachkräftemangel, während es auf dem Höhepunkt 2022 noch 44,5 Prozent waren.
Dennoch liegt der aktuelle Wert weiterhin deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Zwischen 1991 und 2010 meldeten im Schnitt nur 3,7 Prozent der Industrieunternehmen Personalengpässe, im gesamten Zeitraum seit 1991 waren es durchschnittlich 9,8 Prozent.
Branchen mit besonders hohem oder geringem Fachkräftemangel
Nicht alle Branchen sind gleichermaßen betroffen. Während Hersteller von Bekleidung aktuell gar keinen Fachkräftemangel melden, liegt der Anteil bei Möbelherstellern bei 9,7 Prozent und bei Herstellern pharmazeutischer Erzeugnisse bei 10 Prozent.
Besonders stark betroffen sind hingegen Produzenten von Lederwaren und Schuhen (55 Prozent) sowie Hersteller von Metallerzeugnissen (26,5 Prozent).
Ausblick: Problem bleibt strukturell bestehen
KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher betont, dass der Fachkräftemangel trotz der aktuellen Entspannung weiterhin eine Wachstumsbremse für viele Unternehmen darstelle. Er warnt, dass sich das Problem in den kommenden Jahren wieder verschärfen werde, falls die Konjunktur wie erwartet anziehe.
Als Gegenmaßnahmen empfiehlt er eine höhere Erwerbsbeteiligung, gezielte Zuwanderung und Produktivitätssteigerungen.
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