Selbstständige Erwerbstätigkeit in Deutschland

BMAS3

Entwicklungen und Herausforderungen

Die Studie zur Selbstständigkeit in Deutschland aus dem Jahr 2024 zeigt, dass es im Jahr 2022 insgesamt knapp 3,6 Millionen Selbstständige gab, von denen etwa die Hälfte als Solo-Selbstständige tätig waren.

Seit 2012 ist die Zahl der Selbstständigen rückläufig, insbesondere bei den Solo-Selbstständigen, deren Zahl um rund 13 Prozent gesunken ist. Gründe hierfür könnten strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sein, da die Zunahme der abhängigen Beschäftigung die Attraktivität der Selbstständigkeit verringern könnte.

Soziodemografische Unterschiede

Frauen sind nach wie vor deutlich seltener selbständig als Männer. Während der Frauenanteil bei den Solo-Selbstständigen bei 40 Prozent liegt, beträgt er bei den Selbstständigen mit Beschäftigten nur 27 Prozent.

Zudem verlagert sich die Selbstständigkeit zunehmend in höhere Altersgruppen. So gewinnen die Altersgruppen ab 55 Jahren stark an Bedeutung, während jüngere Menschen seltener selbstständig sind. Diese Verschiebung ist sowohl auf demografische als auch auf arbeitsmarktspezifische Faktoren zurückzuführen.

Finanzielle Unsicherheit und Alterssicherung

Ein zentrales Problem für Selbständige ist nach wie vor die Altersvorsorge. Nur rund 31 Prozent aller Selbstständigen sind obligatorisch rentenversichert, so dass ein Großteil auf freiwillige Vorsorgemaßnahmen angewiesen ist.

Insbesondere Solo-Selbstständige sind von Einkommensunsicherheiten betroffen, da ihr Einkommen häufig niedrig und volatil ist. Diese finanzielle Instabilität erschwert den Aufbau einer ausreichenden Altersvorsorge erheblich.

Auswirkungen der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie hat die wirtschaftliche Verwundbarkeit von Selbstständigen deutlich gemacht. Insbesondere Solo-Selbstständige litten unter massiven Umsatzeinbrüchen und konnten ihre Tätigkeit teilweise nicht mehr fortführen.

Die eingeleiteten Hilfsmaßnahmen, wie z.B. Soforthilfen, zeigten zwar kurzfristig Wirkung, konnten aber keine nachhaltige Stabilität gewährleisten. Langfristig bleiben viele Selbstständige von wirtschaftlichen Unsicherheiten betroffen.

Branchenspezifische Befunde

Selbstständige dominieren in Bereichen wie Unternehmensführung, Zahnmedizin, Landwirtschaft, Körperpflege und Gastronomie. Kreative und pädagogische Berufe wie Journalismus, Kunsthandwerk und außerschulische Bildung sind besonders stark von Solo-Selbstständigen geprägt.

Frauen sind in personenbezogenen Dienstleistungsberufen wie Erziehung, Sozialarbeit und Körperpflege überrepräsentiert, während Männer in Führungspositionen und technischen Berufen stärker vertreten sind.

Datenlücken und Handlungsbedarf

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, bestehende Datenlücken zu schließen, um eine fundiertere Grundlage für politische Maßnahmen zu schaffen. Nur durch eine umfassende Erfassung der selbständigen Erwerbstätigkeit können Herausforderungen wie Einkommensinstabilität, geschlechtsspezifische Ungleichheiten und unzureichende soziale Absicherung wirksam angegangen werden.

Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen

Selbstständige Erwerbstätigkeit bietet ein hohes Maß an beruflicher Autonomie, ist aber auch mit erheblichen wirtschaftlichen Risiken verbunden. Angesichts ihrer Bedeutung für den Arbeitsmarkt sollte die Politik bessere Rahmenbedingungen schaffen, um diese Erwerbsform zu fördern und langfristig abzusichern. Dazu gehören Maßnahmen zur Stärkung der sozialen Absicherung, zur Förderung der Chancengleichheit und zur Unterstützung in Krisenzeiten.

Hintergrund
Das BMAS berichtet regelmäßig über die Entwicklung der Selbstständigkeit in Deutschland. Auf Basis verschiedener Datenquellen präsentiert der vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) erstellte Forschungsbericht eine umfassende, aktuelle empirische Bestandsaufnahme der Selbstständigkeit in Deutschland. Der Forschungsbericht informiert über die Zahl der Selbstständigen im Zeitverlauf, ihre sozio-demografische Zusammensetzung, zur individuellen Dynamik von Selbstständigkeit im Erwerbsverlauf sowie zur Arbeitszeit und Einkommenslage von Selbstständigen. Sofern es die Datenlage zulässt, werden Solo-Selbstständige und Selbstständige mit abhängigen Beschäftigten gesondert ausgewertet. Schließlich werden die Altersvorsorge und die Einbindung von Selbstständigen in obligatorische Alterssicherungssysteme in den Blick genommen.


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