IAB-Arbeitsmarktbarometer 10/24: Flaute hält an

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Logo IAB Nürnberg

Rückgang des IAB-Arbeitsmarktbarometers im Oktober: Erste Abschwächung seit sechs Monaten

Im Oktober verzeichnet das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erstmals nach sechs Monaten kontinuierlicher Stabilisierung einen Rückgang. Im Vergleich zum September sinkt der Frühindikator um 0,4 Punkte auf 100,3 Punkte und nähert sich damit dem neutralen Bereich.

Das Europäische Arbeitsmarktbarometer stagniert dagegen im leicht pessimistischen Bereich bei 99,5 Punkten.

Rückschlag bei den Beschäftigungserwartungen in Deutschland

Seit Mitte des Jahres hatte sich die Komponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers, die die Arbeitslosigkeit prognostiziert, verbessert. Im Oktober verzeichnet sie jedoch einen deutlichen Rückgang um 0,8 Punkte auf 98,4 Punkte.

Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs »Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen« im IAB, betont, dass in diesem Jahr nicht mehr mit einer Trendwende am Arbeitsmarkt zu rechnen sei.

Trotz einer Stagnation der Beschäftigungskomponente bei 102,1 Punkten bleiben die Aussichten auf eine nachhaltige Erholung gedämpft. Weber bezeichnete die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung als »Flaute«, wobei vor allem die Bereiche Industrie, Bau, Handel und Zeitarbeit von Rückgängen betroffen seien.

Europäisches Barometer bleibt pessimistisch

Auch das European Labour Market Barometer macht mit einem Stand von 99,5 Punkten wenig Hoffnung auf eine baldige Erholung.

Die Prognosekomponente für die Arbeitslosigkeit in Europa sinkt leicht um 0,1 Punkte auf 98,3 Punkte und deutet damit auf einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten hin. Die Beschäftigungskomponente bleibt mit 100,6 Punkten im leicht positiven Bereich. Die europäischen Arbeitsmarktverwaltungen erwarten laut Weber derzeit kaum Dynamik auf ihren Arbeitsmärkten.

Anhaltende Verunsicherung und stagnierende Arbeitsmarktzahlen

Sowohl das IAB-Arbeitsmarktbarometer als auch das Europäische Arbeitsmarktbarometer deuten auf eine weiterhin schwache Arbeitsmarktentwicklung hin. Die Schwäche betrifft sowohl die Arbeitslosenzahlen als auch die Beschäftigungsaussichten. Insbesondere in den Branchen, die maßgeblich zur Beschäftigung beitragen, sind keine Anzeichen einer Erholung zu erkennen.

Die Arbeitsmarktforscher gehen davon aus, dass die Auswirkungen der konjunkturellen Unsicherheit in den kommenden Monaten anhalten werden.

Hintergrund
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten »Arbeitslosigkeit« und »Beschäftigung« bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

IAB-Arbeitsmarktbarometer 9/24: Weiter ohne klare Richtung
Leichter Rückgang des IAB-Arbeitsmarktbarometers im September Nach drei Anstiegen in Folge verzeichnet der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im September einen leichten Rückgang um 0,1 Punkte. Damit steht...
Beschäftigungsquoten in Deutschland: Bildung als Schlüssel zum Arbeitsmarkt
Hohe Beschäftigungsquoten bei mittleren und hohen Bildungsabschlüssen Die Beschäftigungsquote von Personen mit mittlerem Bildungsabschluss ist in Deutschland im internationalen Vergleich besonders hoch. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes...
IAB-Arbeitsmarktbarometer 8/24: Anstieg zum dritten Mal in Folge
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt im August ein weiteres Mal. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt im August nach einem Plus von 0,4 Punkten im Vergleich zum Vormonat bei 100,9 Punkten und befindet...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Bildung und Qualifikationen in Deutschland: Ergebnisse des Zensus 2022

    Zensus 2022: Bildungsstand in Deutschland Die Ergebnisse des Zensus 2022 geben u.a. interessante Einblicke über den Bildungsstand der Bevölkerung in Deutschland. Rund 20 Prozent der Personen ab 15 Jahren hatten einen Hochschulabschluss. In München war...

  • Finanzielle Abhängigkeit älterer Frauen in Bayern rückläufig

    Bedeutung von Erwerbseinkommen bei Menschen ab 65 Jahren steigt Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2023 hat sich die finanzielle Situation der Frauen ab 65 Jahren in Bayern deutlich verbessert. Der Anteil der Frauen, die auf das Einkommen von...

  • BVaDiG: Gleichstellung für Ungelernte durch berufliche Validierung?

    Berufserfahrung zählt: Validierung informell erworbener Kompetenzen Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) hat sich in einem Artikel mit der Bedeutung des neuen Berufsbildungsvalidierungs- und Digitalisierungsgesetzes (BVaDiG) befasst,...

  • Digitale Transformation auf Sparflamme

    Verzögerte Digitalisierung in der Pandemie Die Covid-19-Pandemie hat das Investitionsverhalten deutscher Unternehmen im Bereich der digitalen Transformation stark beeinflusst. Entgegen der allgemeinen Annahme, dass die Pandemie die Digitalisierung vorangetrieben...

  • Ausbildungsmarkt 2023 in Thüringen

    Anstieg der Ausbildungszahlen in Thüringen im Jahr 2023 Im Jahr 2023 verzeichnete Thüringen einen leichten Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Wie das Thüringer Landesamt für Statistik mitteilt, begannen 10.242 Personen eine...

.