(Vor-)Studie zur Abwanderung von ausländischen Fachkräften

 Arzt und Helfer

Abgewanderte ausländische Fachkräfte – verpasste Chancen für den deutschen Arbeitsmarkt?

Zwischen den Jahren 2000 und 2020 sind über 18 Millionen Ausländer*innen nach Deutschland zugewandert, zugleich wurden über 13 Millionen Ausreisen von Ausländer*innen verzeichnet (jeweils ohne Fluchtmigration).

Eine im Dezember 2022 veröffentlichte Studie des IAW und des SOKO-Instituts im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit zeigt, welche ausländischen Erwerbstätigen vermehrt abwandern, und analysiert die Gründe hierfür. Dazu wurden ca. 2.000 Abgewanderte aus zehn wichtigen Herkunftsländern der Fachkräftezuwanderung nach der Abwanderung über die sozialen Medien kontaktiert und anschließend mit einem Fragebogen befragt.

Die von den Ausgewanderten genannten Gründe für die Rückmigration sind vielfältig

Ungefähr ein Viertel der Befragten hat Deutschland aus beruflichen Gründen verlassen (Arbeitslosigkeit, keine passende Beschäftigung, fehlende Anerkennung der beruflichen Qualifikation). Ein weiteres Viertel der Abwanderungen erfolgte aus aufenthaltsrechtlichen Gründen.

Eine fehlende soziale Integration wird ebenfalls häufig als Grund genannt, während wirtschaftliche oder familiäre Gründe seltener vorkommen. In vielen Fällen resultiert die Ausreise aus einem Bündel an unterschiedlichen strukturellen und individuellen Faktoren.

AbwanderungsgründeQuelle: IAW/SOKO-Fachkräfteabwanderungsbefragung

Die Dauer des Aufenthalts in Deutschland bis zur Abwanderung ist bei unterschiedlichen Gruppen von Zugewanderten sehr verschieden. Zugewanderte, für die die EU-Freizügigkeitsregeln gelten, bleiben um durchschnittlich 2,4 Jahre kürzer als andere.

Beschäftigte im Helfersegment haben von allen Qualifikationsgruppen die kürzeste Aufenthaltsdauer, ihre Aufenthaltsdauer liegt im Mittel um 1,8 Jahre unter der von Hochqualifizierten. Hat die Person in Deutschland einen Bildungsabschluss erworben, so führt dies zu einem um 2,8 Jahre verlängerten Aufenthalt. Nach Abschluss der Ausbildung oder des Studiums folgt aber häufig kein längerfristiger Verbleib in Deutschland.

Und schließlich wandern diejenigen, die wegen eines konkreten Stellenangebots nach Deutschland gekommen sind, schneller wieder ab als andere. Manche Rückwanderungen sind insofern planmäßig und folgen auf von vornherein befristete Auslandseinsätze.

Von den Befragten arbeiten 36 % in Helfertätigkeiten, insgesamt 27 % waren nach eigenen Angaben überqualifiziert. Kennzeichnend für die Beschäftigungsverhältnisse dieser Gruppe sind vielfache prekäre Arbeitsbedingungen und lange Arbeitszeiten. Dies erschwert eine Integration in Deutschland und ist einer der Faktoren, die eine Abwanderung nach relativ kurzem Aufenthalt verursachen können.

Bei vielen Ausgewanderten besteht nach wie vor der Wunsch, in Deutschland zu leben

Die Auswertung der Befragung ergab, dass fast zwei Drittel der Befragten nach Deutschland zurückkommen würden. Daher sollte überlegt werden, welche Möglichkeiten es gibt, abgewanderte Fachkräfte wieder für eine Beschäftigung in Deutschland zu gewinnen.


  VERWEISE  


Stellungnahme des Bundesrates zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung vorgelegt. Zu diesem Gesetzentwurf hat der Bundesrat eine Stellungnahme abgegeben, die als Informationsgrundlage dient. Die Stellungnahme unterstützt das...
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