Digitalisierung zwischen Taylorismus und Selbstbestimmung

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Digitale Arbeitswelt: Autonomie unterscheidet sich in Tätigkeitsfeldern 

Während die einen in der fortschreitenden Digitalisierung mehr Selbstbestimmung und Handlungsspielräume sehen, zeichnen andere ein Bild, bei dem die Digitalisierung mit systematisch verringerten Freiheitsgraden zusammenhängt. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat jetzt den baua: Fokus »Digitaler Taylorismus für einige, digitale Selbstbestimmung für die anderen?« veröffentlicht.

Bei einer Analyse von Daten aus der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 zeigen sich Anzeichen einer systematischen Polarisierung im Zuge der Digitalisierung. Während »digitale Selbstbestimmung« eher mit wissensbasierten Tätigkeiten einhergeht, zeigen sich Einschränkungen der Handlungsspielräume eher bei Tätigkeiten in der Produktion und des Dienstleistungsbereiches.

Der Siegeszug des Computers wirft die Frage auf, ob der zunehmende Einsatz digitaler Technik systematisch mit mehr oder weniger Autonomie der Beschäftigten einhergeht. Bislang gibt es darauf keine eindeutige Antwort. Auf der Grundlage der Daten von über 16.000 abhängig Beschäftigten aus der BIBB/BAuA-Befragung 2012 analysierten die Forscher den Zusammenhang digitaler Technik mit der Arbeitsqualität in verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Dabei unterscheiden die Autoren die groben Tätigkeitsdomänen »Wissen«, »Produzieren« und »Dienstleisten«. Zu den weiteren Variablen gehörten die berufliche Computernutzung sowie die Möglichkeit, die Arbeit selbst einzuteilen und zu planen, und die Frage nach in allen Einzelheiten vorgeschriebener Arbeit, um die Autonomie zu beschreiben. Über statistische Verfahren lässt sich ein Zusammenhang zwischen Autonomie und digitaler Technik in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern empirisch erfassen.

Die empirischen Ergebnisse deuten auf polarisierte Zusammenhänge zwischen Autonomie und digitaler Technik entlang der drei betrachteten Tätigkeitsdomänen hin. Je stärker wissensbezogen die Tätigkeiten einer Person sind, umso häufiger berichtet sie von systematischen Vorteilen durch die häufige Nutzung von Computertechnik. Tendenzielle Vorteile finden sich ebenfalls, wenngleich bedeutend schwächer, in der Tätigkeitsdomäne Produktionsarbeit, während in der Tätigkeitsdomäne Dienstleistung der Handlungsspielraum systematisch geringer ausfällt, wenn Befragte digitale Technik häufig nutzen.

Insgesamt weisen die Ergebnisse damit auf eine deutliche, bereits heute existierende Polarisierung und eine entsprechende soziale Ungleichheit entlang von Tätigkeitsbereichen, wenn digitale Technik zum Einsatz kommt. Damit zeigen sich im Prozess der Digitalisierung erhebliche Ungleichheiten in der Arbeitsqualität. Zugleich weisen die Autoren darauf hin, dass Autonomie sowohl eine Ressource als auch ein Stressor sein kann. Letztlich kommt es auch in der Digitalisierung auf die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen an.

 

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