DIE LINKE: Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft durchsetzen

Wissenschaft, Forschung und Lehre, Projekte
Deutscher Bundestag 2

Feste Frauenquoten im Wissenschaftssystem forderte die Vertreterin der Linken bei der Vorstellung des Antrags »Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft durchsetzen« im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am Mittwochmittag in Berlin. »Es ist gut, dass ein kultureller Wandel eingeleitet ist, aber damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben«, sagte die Bundestagsabgeordnete. Es gebe nach wie vor zu wenige Frauen in Führungspositionen. Dabei müsse auch die Befristung von wissenschaftlichen Stellen in den Blick genommen werden.

Die Linke fordert in ihrem Antrag eine Entfristungsoffensive mit einem Anreizprogramm. Zehn Jahre lang sollen 100.000 unbefristete Stellen durch Entfristung oder Neuschaffung gefördert werden. Auf diesem Weg soll knapp die Hälfte des angestellten wissenschaftlichen Personals an den Hochschulen eine dauerhafte Perspektive erhalten. Zudem ging sie auf einzelne Vorwürfe der Koalition zum Thema Kaskadenmodell und Quoten ein und unterstrich, dass trotz der Kritik aus den Regierungskoalitionen an dem Antrag der Linksfraktion die Unionsfraktionen nebst der SPD es nicht geschafft hätten, zum Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft einen eigenen Antrag vorzulegen.

Die Vertreterin der CDU/CSU stimmte der Vorrednerin aus der Linksfraktion zu, dass es nach wie vor zu wenige Frauen in Spitzenpositionen gebe. »Exzellente Wissenschaft kann es nur geben, wenn alle zum Zuge kommen«, sagt die Bundestagabgeordnete der Union. Den Antrag der Linken kritisierte sie jedoch. Viele im Antrag aufgeführte Initiativen seien schon ins Rollen gekommen. Zudem sei sie nicht dafür mit Sanktionen zu arbeiten, sondern wolle mit Belohnung und Prämien mehr Gleichstellung erreichen. Ferner sprach sie sich für die Ausweitung des Professorinnenprogramms aus.

Auch die Rednerin der SPD stimmte dem Grundanliegen der Linken zu. Den Antrag der Linken kritisierte hingegen. Er gleiche eher einem Rundumschlag aus der Kategorie: Wünsch dir was. Zudem würden einige rechtliche Voraussetzungen keinen Widerklang im Antrag finden; beispielsweise werde zu wenig Rücksicht auf die Autonomie der Hochschulen gelegt. Ferner unterstrich sie, dass sie es sehr bedaure, dass die Koalition aus CDU/CSU und SPD keinen eigenen Antrag zustande gebracht habe. »An mir liegt es nicht, aber die Union sah sich außerstande«, sagte sie an die Kollegen von der CDU/CSU gerichtet.

Der Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen unterstrich ebenfalls, dass es bemerkenswert sei, dass die Große Koalition zu dem Punkt eine ganze Legislaturperiode lang nichts vorgelegt habe. »Die Union hinkt der gesellschaftlichen Realität stets 20 Jahre hinterher«, sagte der Bundestagsabgeordnete. Das könne man auch bei dem Thema »Ehe für alle« und eben auch bei der Geschlechtergerechtigkeit sehen. »Wenn wir so weiter machen wie bisher, wird es die Geschlechterparität erst 2050 geben«, rechnete der Bundestagsabgeordnete vor. In vielen Punkten lobte er den Antrag der Linken, stimmte anderen Punkten nicht zu und nannte unter anderem die Forderung nach Entfristung oder Neuschaffung von 100.000 Stellen, so wie die Linke sie fordert, ambivalent. Er verwies auf einen eigenen Antrag mit dem Titel »Wissenschaftsfreiheit fördern, Geschlechterforschung stärken, Gleichstellung in der Wissenschaft herstellen« in dem die Grünen unter anderem einen Anteil von 40 Prozent Frauen in der Wissenschaft fordern.

 

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