OECD: Neue Politikansätze sind nötig, damit alle von Globalisierung profitieren

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Die Weltwirtschaft dürfte in den kommenden Monaten leicht an Fahrt gewinnen, es sind aber weitere Anstrengungen nötig, damit mehr Menschen von den Früchten von Wachstum und Globalisierung profitieren. Dies ist die wichtigste Botschaft aus dem aktuellen OECD-Wirtschaftsausblick, der heute in Paris veröffentlicht wurde.

»Nach fünf Jahren schwachen Wachstums sehen wir endlich Licht am Ende des Tunnels«, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts beim OECD-Forum und Ministerratstreffen in Paris. »Die konjunkturelle Belebung ist jedoch noch zu schwach, um eine spürbare Verbesserung der Lebensverhältnisse in allen OECD-Ländern zu gewährleisten. Umfassendere, nachhaltige und abgestimmte Maßnahmen sind erforderlich, um ein inklusives Produktivitätswachstum zu erreichen. Was wir brauchen ist eine regelbasierte Globalisierung, die für alle funktioniert und die Lebensqualität der Menschen ins Zentrum rückt«, so Gurría.

Gestiegenes Vertrauen von Unternehmer und Verbraucher, eine steigende Industrieproduktion, Beschäftigungsaufbau und eine Belebung des Handels tragen laut dem Bericht dazu bei, dass das globale Wirtschaftswachstum 2018 auf 3,6 Prozent gegenüber 3 Prozent in 2016 ansteigen wird.

Unter den fortgeschrittenen Volkswirtschaften wird sich der Aufschwung in den USA fortsetzen. Hier wird den Prognosen zufolge das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2017 um 2,1 Prozent und 2018 um 2,4 Prozent wachsen. Im Euroraum dürfte das Wachstum 2017 und 2018 stabil bei 1,8 Prozent liegen, in Japan bei 1,4 Prozent in 2017 und 1 Prozent in 2018. Für den OECD-Raum geht die Studie von einem konstanten BIP-Wachstum von 2,1 Prozent für 2017 und 2018 aus.

In China dürfte sich das BIP-Wachstum 2017 auf 6,6 Prozent und 2018 auf 6,4 Prozent abschwächen. Für Indien erwartet der Bericht dagegen eine Wachstumsbelebung auf 7,3 Prozent in diesem Jahr und 7,7 Prozent in 2018. In Brasilien dürfte die Wirtschaft 2017 wieder wachsen und das Wachstum bis 2018 auf 1,6 Prozent steigen.

Trotz der leichten Konjunkturbelebung bleiben die Wachstumsraten hintern der früheren Entwicklung zurück und fallen weiterhin zu schwach aus, um die geringe Wachstumsdynamik der letzten Jahre auszugleichen. Auch wenn einige Faktoren zu einer weiteren Wachstumsbelebung beitragen könnten, bleiben jedoch auch erheblich Risiken.

So könnte der gealterte Kapitalstock bei Unternehmen zu stärkeren Ersatzinvestitionen mit einem Übergang zu moderneren Technologien führen. Dies würde die Konjunkturentwicklung verbessern und investitionsintensive globale Wertschöpfungsketten stärken, mit positiven Effekten für die Binnennachfrage. Ein höherwertiger Kapitalstock würde sich auch positiv auf Produktivität und Potentialoutput auswirken.

Gleichzeitig warnt der Bericht vor anhaltenden politischen Unsicherheiten, den Risiken auf den Finanzmärkten und dem nach wie vor schwachen Lohnwachstum in vielen Ländern.

»Die Politik darf nicht länger abwarten«, sagte die OECD-Chefökonomin Catherine Mann. »Besser abgestimmte Fiskal- und Strukturpolitik sowie eine effektivere internationale Zusammenarbeit würde nicht nur die Lebensqualität der eigenen Bevölkerung verbessern. Die Spill-Over-Effekte solcher Maßnahmen könnten auch die Basis für umfassende und nachhaltige Verbesserung des Lebensstandards auf der ganzen Welt schafft«.

In einem Sonderkapitel zeigt der Bericht, dass die Vertiefung der Handelsbeziehungen zu höherer Produktivität und auch zu einer höheren Lebensqualität beigetragen haben. Allerdings sind in manchen Regionen vor allem im verarbeitenden Gewerbe Arbeitsplätze verlorengegangen. Durch die Konzentration von Industriearbeitsplätzen haben einzelne Regionen insgesamt an Wohlstand eingebüßt.

Dem Bericht zufolge kann nur ein integrierter Ansatz sicherstellen, dass die Globalisierung künftig allen Menschen zugutekommt. Dafür müssen Innovation und die Firmengründungen ebenso gefördert werden wie Wachstum und Chancengleichheit. Gleichzeitig bedarf es effektiverer und gezielterer Politiken, um Menschen und Regionen zu fördern, die in der Vergangenheit wenig von der wirtschaftlichen Entwicklung profitiert haben. Zudem müssen Ländern besser zusammenarbeiten, um die Lücken in der Regulierung der globalen Wirtschaft zu schließen.

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