Engagement und Motivation: Mitarbeiter fühlen sich von Unternehmen oftmals im Stich gelassen

HayGroup

Deutsche Unternehmen haben bei der richtigen Mitarbeiter-Strategie weiterhin Nachholbedarf. Das ist das zentrale Ergebnis der Hay-Group-Studie »Engaging Hearts and Minds - Preparing for a changing world« der Unternehmensberatung Hay Group. Die Studie analysiert das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter deutscher Unternehmen auf Basis der Daten von 240.000 Arbeitnehmern aus 75 Unternehmen. In der Mehrzahl der Kategorien sind die Werte im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen – ein nicht zu unterschätzendes Warnsignal.

»Noch nie haben sich die Marktbedingungen und das Geschäftsumfeld von Unternehmen so schnell und so grundlegend verändert wie heute. Diese Veränderungen haben immense Auswirkungen auf das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter«, sagt Dr. Michael Träm, Geschäftsführer der Hay Group. »Wenn sich die Unternehmen an die neue Gegebenheiten anpassen, müssen sie ihr wichtigstes Kapital – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – auf diesem Weg mitnehmen. Fakt ist: Die Mitarbeiter sind der Dreh- und Angelpunkt wenn es darum geht, die Leistung eines Unternehmens zu erhalten. Nur Unternehmen die das verstehen, werden jetzt und in Zukunft erfolgreich sein. Unsere Studie zeigt allerdings, dass viele Unternehmen hier noch Nachholbedarf haben und sich Mitarbeiter oftmals im Stich gelassen fühlen«.

Handlungsfelder: Team Work, Agilität, Transparenz, Innovation und Produktivität

In 18 der 32 untersuchten Kategorien sind die Werte im Vergleich zum Vorjahr (2013) zurückgegangen. Ein Anstieg lässt sich nur in neun Kategorien verzeichnen. Die Werte in drei Kategorien blieben gleich. Zwei Kategorien wurden zum ersten Mal untersucht. »Die Rückgänge sind ein Warnsignal, das Unternehmen nicht unterschätzen dürfen«, fasst Dr. Träm zusammen. »Engagierte und motivierte Mitarbeiter sind ein maßgeblicher Faktor für den Geschäftserfolg. Unternehmen sollten daher deren Anforderungen und Bedürfnisse genau kennen und ihre Mitarbeiter-Strategie auf dieser Basis entwickeln. Wichtig ist, dass alle Geschäftsbereiche einbezogen werden, damit die neue Strategie im Anschluss umgesetzt und in der Unternehmenskultur gelebt werden kann«. Die Studie identifiziert Team Work, Agilität, Transparenz, Innovation und Produktivität als die fünf zentralen Handlungsfelder für deutsche Unternehmen.

Team Work: Wahrnehmung und Realität klaffen auseinander

Um auch in Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen, sind neue Formen von Team Work gefragt. Teams, Funktionen, Organisation und sogar Wettbewerber müssen dafür zusammen arbeiten. Doch obwohl weiterhin 82 Prozent (2013: 82 Prozent) der Mitarbeiter in deutschen Unternehmen Team Work als eine ihrer Stärken bezeichnen, ist nur knapp die Hälfte (2014: 49 Prozent; 2013: 50 Prozent) der befragten Mitarbeiter der Ansicht, dass ihre Teams von Kollegen und den Unternehmen ausreichend unterstützt werden. Etwas mehr als die Hälfte (2014: 51 Prozent; 2013: 48 Prozent) der Befragten finden, dass die Zusammenarbeit sowie das Teilen von Ideen und Ressourcen in ihren Unternehmen nicht genügend gefördert werden. »Wahrnehmung und Realität klaffen beim Team Work deutlich auseinander«, erläutert Dr. Träm. »Unternehmen müssen in diesem Zusammenhang großen Wert auf die richtigen Plattformen, Prozesse und Fähigkeiten legen. Nur so können sie verhindern, dass Mitarbeiter frustriert und unmotiviert sind und im Extremfall das Unternehmen verlassen«.

Agilität: Ist weiterhin verbesserungsfähig

In einer immer dynamischeren und komplexeren Geschäftswelt sind unterschiedliche Denkweisen wichtiger denn je. Weiterbildungen und eine klare Kommunikation sind der Schlüssel, um Mitarbeiter zu motivieren. Allerdings sind immer noch 60 Prozent (2013: 65 Prozent) der Mitarbeiter in deutschen Unternehmen der Ansicht, dass Sie nicht genügend Zeit für Weiterbildungen haben. 45 Prozent finden, dass ihr Unternehmen nicht offen und ehrlich über Veränderungen kommuniziert – eine Verbesserung zum Vorjahr (2013: 54 Prozent). Schnelle Reaktionen und Entscheidungen auf dem richtigen Level sind notwendig, damit Unternehmen anpassungsfähig bleiben. Allerdings haben nur 55 Prozent (2013: 55 Prozent) der Befragten das Gefühl, dass Entscheidungen in ihren Unternehmen auf der richtigen Ebene getroffen werden. »Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter generell dabei unterstützen, das Treffen von Entscheidungen als Chance und nicht als Last zu empfinden«, sagt Dr. Träm. »Dazu gehört auch, dass Mitarbeitern das Delegieren von Entscheidungen erleichtert werden sollte«.

Transparenz: Gefährliche Lücke zwischen Leistung und Vergütung

Mit der Digitalisierung hat auch das Thema Transparenz an Bedeutung gewonnen. Die sozialen Medien setzen neue Maßstäbe, wenn es um die Frage geht, wie einzelne Unternehmen die Arbeit und den Einsatz ihrer Mitarbeiter belohnen, organisieren und welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten die Mitarbeiter haben. Hier zeigt die Studie eine gefährliche Lücke auf: Über zwei Drittel (2014: 70 Prozent; 2013: 68 Prozent) der befragten Mitarbeiter haben den Eindruck, dass keine klare Verbindung zwischen ihrer Leistung und ihrer Vergütung erkennbar ist. »Die hohe Zahl der Mitarbeiter, die das Gefühl haben, für ihre Arbeit und ihren Einsatz nicht ausreichend bezahlt zu werden, stellt für Unternehmen ein großes Risiko dar«, sagt Dr. Träm. »Unzufriedene Mitarbeiter können ihre Fähigkeiten im Internet viel einfacher und besser darstellen als vor der Digitalisierung – die Hürden für den Jobwechsel sind viel geringer als in der Vergangenheit«.

Innovation: Nicht als Spezialgebiet betrachten

Viele Unternehmen wünschen sich von ihren Mitarbeitern Innovationen. Trotzdem fühlen sich 44 Prozent der Mitarbeiter nicht darin bestärkt, vertretbare Risiken einzugehen, die für das Ausprobieren von neuen Ideen und Arbeitsmethoden notwendig sind. Ein Wert, der im Vergleich zum Vorjahr (2013: 42 Prozent) gestiegen ist. »Unternehmen dürfen die Verantwortung für Innovationen nicht nur in der Forschung & Entwicklung sehen«, erklärt Dr. Träm. »Alle Mitarbeiter sollten dazu motiviert werden, in ihrem Bereich über Innovationen nachzudenken und diese auch umzusetzen – dabei muss es den Mitarbeitern auch erlaubt sein, neue Wege zu gehen, auch wenn sich diese am Ende vielleicht als Sackgasse entpuppen«.

Produktivität: Work-Life Balance erhalten

Für viele Unternehmen ist es nicht leicht, die Balance zwischen Innovation und dem operativen Tagesgeschäft zu halten – Innovation bringt Wandel und das operative Geschäft verlangt gleichzeitig Beständigkeit, um effizient zu funktionieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Verhältnis von Personal und Arbeitsaufkommen. Nur noch 43 Prozent der befragten Mitarbeiter sind der Ansicht, dass dieses Verhältnis stimmt – im Vorjahr waren es immerhin noch 46 Prozent. »Viele Mitarbeiter sind dazu bereit, in Spitzenzeiten mehr zu arbeiten«, sagt Dr. Träm. »Wenn die zusätzliche Belastung allerdings zum Dauerzustand wird, leidet darunter zwangsläufig die Produktivität der Unternehmen. Um die Leistung zu erhalten, müssen die Unternehmen ihren Mitarbeiter helfen, die Work-Life Balance zu halten«. Nur etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten ist davon überzeugt, dass ihr Unternehmen sie dabei unterstützt. Im Vorjahr lag der Wert bei 52 Prozent.

Hintergrund
Die Studie analysiert das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter in Unternehmen auf der ganzen Welt. Die Antworten der Mitarbeiter stammen aus der weltweit führenden Studien-Datenbank der Hay Group. Diese wird jährlich aktualisiert und enthält Antworten von mehr als fünf Millionen Arbeitnehmern weltweit aus über 400 Organisationen aus verschiedenen Branchen. Die oben genannten Werte für das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter in deutschen Unternehmen basieren auf den Daten von 240.000 Arbeitnehmern aus 75 Unternehmen. Ergänzt wird die globale Studie durch die Expertise von Spezialisten für das Engagement und die Motivation von Mitarbeitern aus Unternehmen – in diesem Fall von Aegon, Arup, Aujan Coca-Cola, Banco Santander, Carlsberg UK, CPFL Energia, First Gulf Bank (FGB), Kimberly-Clark, Luck Companies, Mubadala, Rentokil Initial, Saudi Stock Exchange, Skylark Restaurants, Standard Life, Telefonica, Teva, UBS Investment Bank and Whitbread/ Premier Inn.

 

 

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