Chancen für Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt

bitkom

Übersicht über Potenziale der Digitalisierung für die Integration von Flüchtlingen

Noch wohnen viele der Flüchtlinge, die in den vergangenen Monaten nach Deutschland gekommen sind, in Turnhallen oder Notunterkünften und sind vor allem mit Behördengängen und der Organisation des Notwendigsten beschäftigt. Einige von ihnen könnten aber auch bald einen interessanten Job finden.

Mehr als jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent), das ohnehin bereits im Ausland nach Mitarbeitern sucht, geht davon aus, dass sich unter den nach Deutschland geflüchteten Menschen Fach- und Führungskräfte finden. Unter den großen Unternehmen ab 500 Beschäftigten ist es sogar jedes dritte (32 Prozent). Das ist das Ergebnis einer Bitkom-Befragung. »Die Integration von Flüchtlingen bleibt auch in diesem Jahr eine der zentralen Herausforderungen für die gesamte Gesellschaft, eine entscheidende Rolle spielt dabei der Arbeitsmarkt«, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. »Wir müssen möglichst schnell einen Überblick über die Fähigkeiten und Qualifikationen der Flüchtlinge bekommen, um sie mit jenen Unternehmen zusammenbringen zu können, die genau solche Fachkräfte dringend suchen«.

Häufig mangelt es noch daran, dass interessierte Unternehmen und qualifizierte Flüchtlinge nichts voneinander wissen und deshalb nicht zusammenfinden. Jedes dritte Unternehmen (33 Prozent), das auch im Ausland nach Fachkräften sucht, gibt an, dass es bereits Praktikumsplätze an Flüchtlinge vergeben hat, fast genauso viele (30 Prozent) würden das gerne in Zukunft tun. Jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) ist grundsätzlich bereit dazu, Flüchtlingen befristete Verträge anzubieten, 16 Prozent haben bereits einmal ein solches Arbeitsverhältnis abgeschlossen. Und auch unbefristete Jobs sind für jedes neunte Unternehmen (11 Prozent) denkbar, 13 Prozent haben bereits einen solchen Vertrag unterschrieben. »Wenn Flüchtlinge in Deutschland Ausbildung und Arbeit finden, dann ist das eine Win-Win-Situation«, so Rohleder. »Wir brauchen einen digitalen Verwaltungsprozess, der schnell und rechtssicher Flüchtlinge und Unternehmen zu einem Praktikums- oder Arbeitsvertrag bringt. Ausländerbehörden, die Bundesagentur für Arbeit und die Wirtschaft müssen hier an einem Strang ziehen«.

Nach Ansicht des Bitkom bietet die Digitalisierung über den Arbeitsmarkt hinaus großes Potenzial, um die Integration von Flüchtlingen zu verbessern und zu beschleunigen. Die Möglichkeiten reichen dabei von Übersetzungs-Apps für das Smartphone über Online-Kurse, die das bislang zu geringe Angebot an Sprachkursen ergänzen können, bis zum Zuschalten von Dolmetschern bei Behördengängen über das Internet. Darüber hinaus könnten durch die Einführung einer digitalen Akte sowohl Mehrfacherfassungen verhindert als auch ein reibungsloser Datenaustausch, etwa über Qualifikationen, ermöglicht werden. 

Doch nicht nur Verwaltung und Politik sind gefordert, auch die Unternehmen können sich bereits heute engagieren. Online stehen eine Reihe von Fallbeispielen zur Verfügung, wie Unternehmen aus der IT- und Digitalbranche ganz konkret bei der Flüchtlingsintegration mitwirken. Daneben gibt es einen Überblick mit Links zu Möglichkeiten, wie interessierte Unternehmen selbst aktiv werden können. »Die Digitalisierung kann uns helfen, die große Herausforderung der Integration der geflüchteten Menschen besser und schneller zu meistern. Die Digitalunternehmen selbst können darüber hinaus selbst viel beitragen, um vor Ort in ihrem direkten Umfeld Flüchtlingen konkrete Hilfe zukommen zu lassen«, so Rohleder.

Hintergrund
Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 986 Personalentscheider und Geschäftsführer in Unternehmen ab 50 Mitarbeiter in Deutschland befragt.

 

 

 

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