Prävention, Vielfalt und lebenslanges Lernen halten Beschäftigte im Unternehmen

INQA3

Studie zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz   

Demografie und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt. Betriebliche Maßnahmen werden dabei immer wichtiger. Sie halten Beschäftigte länger fit, machen diese zufriedener und loyaler zu ihrem Arbeitgeber, wie eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zeigt. Dessen Initiative Neue Qualität der Arbeit bietet zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April einige Tipps für zufriedenere Beschäftigte.

Der demografische Wandel führt zu einer kontinuierlichen Erhöhung des Durchschnittsalters – von 39,6 Jahre (2000) auf 45,1 Jahre (2013), Tendenz steigend. Prognosen des Statistischen Bundesamts gehen davon aus, dass Deutsche im Jahr 2030 im Schnitt 47 Jahre alt sein werden. Damit erhöht sich auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten kontinuierlich. Gleichzeitig wandelt sich in vielen Betrieben die Arbeit: Die Anforderungen werden komplexer, die Verdichtung nimmt zu. Eine Folge ist der Anstieg psychischer Belastungen am Arbeitsplatz, die oft mit langen Fehlzeiten einhergehen. Die Anzahl der Krankheitstage hat von elf Tagen 2012 auf zwölf Tage 2014 zugenommen, bei älteren Beschäftigten über 50 Jahre von 13 auf 15 Tage.

Betriebliche Maßnahmen halten Beschäftigte nicht nur länger fit, sie machen sie auch zufriedener: 76 Prozent der Betriebe bieten mindestens eine Maßnahme zur Förderung der Gesundheit an, die über den gesetzlichen Rahmen hinausgeht, etwa Betriebssport und Gesundheitschecks. Zwei Drittel haben einen festgelegten Wertekodex, ein Viertel eine Strategie zur Förderung der Diversität und Chancengleichheit. 84 Prozent der Betriebe bieten Maßnahmen für ältere Beschäftigte an, neben Altersteilzeit auch altersgemischte Teams, die Einbeziehung Älterer in Gesundheitsförderung und betriebliche Weiterbildung oder eine besondere Ausstattung der Arbeitsplätze.

Innerbetriebliche Maßnahmen erhöhen die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber, die Jobzufriedenheit und die Bereitschaft, im Betrieb zu bleiben: Zwei Drittel der Mitarbeitenden mit mindestens einer Maßnahme im Betrieb würden dort gern bis zum Ende ihres Arbeitslebens bleiben, bei Mitarbeitenden ohne solch eine Maßnahme sind es nur 58 Prozent. Vor allem ältere Beschäftigte über 50 Jahren schätzen diese Angebote. So die Auswertung »Sozialer Wandel und mitarbeiterorientierte Unternehmensführung« einer Betriebs- und Beschäftigtenstudie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Lotzmann: Digitalisierung nicht nur Stressfaktor, sondern Hilfestellung

»Die Digitalisierung ist nicht nur Stressfaktor, sondern ermöglicht neue Formen der Prävention, die es zu nutzen gilt«, sagt Dr. Natalie Lotzmann, Leiterin Globales Gesundheitsmanagement SAP SE und Themenbotschafterin für Gesundheit der Initiative Neue Qualität der Arbeit: So entwickelten die St. Gereon Seniorendienste in Nordrhein-Westfalen im Projekt »Pflege-Prävention 4.0« flexible, digitale Dienstpläne. Mitarbeitende können heute ihre Arbeitszeit selbst einteilen. Weniger Fehlzeiten und ein zufriedenes Team zeigen, dass es sich lohnt, in das Wohlbefinden seiner Beschäftigten zu investieren. Das Projekt ist ein Beispiel für die vom Bundesarbeitsministerium geförderten betrieblichen Experimentierräume, in denen Betriebe moderne Arbeitskonzepte erproben. Lotzmann rät in drei Tipps für gesunde Unternehmen die Einstellung zu prüfen, das Thema zur Chefsache zu machen und von anderen zu lernen; KMU können etwa Betriebsnachbarschaften mit Krankenkassen bilden: »Sie müssen das Rad nicht neu erfinden. Vernetzen Sie sich und nutzen Sie Angebote etwa der Krankenkassen und Unfallversicherungsträger, die bei der Analyse und der Gestaltung betriebsspezifischer Maßnahmen unterstützen. Engagement in diesem Feld zahlt sich aus«.

Rump: Betriebe müssen sich öffnen und ihre Perspektiven ändern

»In Zukunft macht ein bunter Mix der Beschäftigten den Unternehmenserfolg aus. Damit dies gelingt, müssen Betriebe sich öffnen und ihre Perspektive ändern«, sagt Prof. Dr. Jutta Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability an der Hochschule Ludwigshafen und Themenbotschafterin für Chancengleichheit & Diversity der Initiative Neue Qualität der Arbeit: Rump rät in drei Tipps für ein faires Unternehmen Führungskräfte als Promoter zu sensibilisieren, Wege aus der Stereotypenfalle zu finden und den Beruf kompatibler zu Lebensphasen zu machen: »Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit führt nicht selten dazu, dass Mitarbeiter die Arbeitswelt als instabil - mit hoher Ungewissheit verbunden - wahrnehmen. Von ihnen wird verlangt, über eine lange Zeit permanent "in Bewegung zu bleiben". Vielen ist bewusst, dass sie den Anforderungen langfristig nur dann gerecht werden können, wenn sie gleichzeitig "nicht die Balance verlieren". Einen Ausgleich zur wahrgenommenen Instabilität im Arbeitsleben suchen viele im Privatleben. Um eine solche Work-Life-Balance zu erreichen, ist die Vereinbarkeit von Berufs-, Privat- und Familienleben zwingend erforderlich«.

Kast: Lebenslanges Lernen in altersgemischten Teams fördern

»Die Lernfähigkeit, Lernbereitschaft und der Lernerfolg sind entscheidende Innovationsmotoren in Organisationen und Unternehmen. Deshalb wird die Fähigkeit und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen zu einem Schlüssel für die zukünftige erfolgreiche Positionierung unserer Gesellschaft im internationalen Wettbewerb« ist Rudolf Kast, Vorstandsvorsitzender des Demographie-Netzwerks (ddn) und Themenbotschafter für Wissen & Kompetenz der Initiative Neue Qualität und Arbeit, überzeugt: Kast rät in drei Tipps für ein lernendes Unternehmen Begeisterung für das Lernen in der Praxis zu schaffen, Weiterbildung als Schlüssel für unternehmerischen Erfolg zu nutzen und das Lernen in altersgemischten Teams zu fördern: »Wir müssen es schaffen, die Erfahrungen, das Qualitätsbewusstsein, das Prozesswissen und die soziale Integrität der Älteren mit der Neugier, dem aktuellen Fachwissen, den neuen Methoden und der oft höheren Geschwindigkeit der jüngeren Generation zu verbinden«.

 

 

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